Neuss Sternsinger ziehen wieder durch Neuss

Neuss · Heute ist der Dreikönigstag, doch schon seit Freitag ziehen die Sternsinger durch die Neusser Straßen. Die NGZ hat die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder der Gemeinde St. Marien auf ihrem Weg von Tür zu Tür begleitet.

 Jennifer, Niobe und Emilia engagieren sich als Sternsinger und sammeln Spenden für den guten Zweck.

Jennifer, Niobe und Emilia engagieren sich als Sternsinger und sammeln Spenden für den guten Zweck.

Foto: woi

Schon im Eingangsbereich des Marienhauses schallt einem ein echter Kirchen-Evergreen entgegen: "Glooooria, in excelsis Deo", singen rund 30 Kinder. Es ist kurz nach 9 Uhr morgens. Das Frühstück ist gerade vorbei, jetzt singen sich die Kinder warm für den Tag als Sternsinger. Denn nun werden sie von einem Haus zum nächsten ziehen, verkleidet als Heilige Drei Könige, genauso wie viele andere Neusser Kinder in diesen Tagen.

Heute, am Dreikönigstag, wird auch Bürgermeister Herbert Napp eine Abordnung im Rathaus empfangen — Kinder wie Emilia, Jennifer und Niobe. Sie gehören zur Gruppe der Gemeinde St. Marien. Die drei Neunjährigen suchen sich aus dem Fundus der Kirche Umhänge und Kronen aus. Niobe wird schwarz angemalt. Sie geht als Melchior. Dann nehmen sich die drei einen Holz-Stern und gesegnete Kreide. Begleitet werden sie von Katharina Zwilling (16) und Jana Tenkrat (17).

"Jede Gruppe hat immer mindestens einen Betreuer", erklärt Marvin Dönni. Der 24-jährige Student organisiert das Sternsingen in St. Marien. Er steht neben einem Stadtplan. Mit gelbem Textmarker sind dort alle Straßen angestrichen, die noch zu besuchen sind. Später soll sich die Karte allmählich orange färben. Denn so werden abgearbeitete Straßen markiert. Neben dem Plan hängt ein Zettel, der den aktuellen Spendenstand anzeigt. Noch stehen darauf vier Cent. Über das Wochenende werden rund 10 000 Euro zusammenkommen. Das Geld geht an einen guten Zweck. "Woanders in der Welt helfen zu können ist ein gutes Gefühl", sagt Dönni, der selbst lange Zeit als Sternsinger unterwegs war, bevor er die Organisation übernommen hat. Der heute 24-Jährige hat bei seiner Zeit als Sternsinger viel Schönes erlebt.

So traf er eine 90-jährige Dame, die von ihrer Familie extra zum Sternsingen aus dem Altenheim geholt wurde, um mit den Kindern einen Kakao zu trinken. Doch es gibt auch negative Erfahrungen. Abneigung gegen Christen etwa, und knallende Türen. Zum Glück komme so etwas selten vor, sagt Dönni. Im Marienhaus steht für all das eine große Plakatwand, an der die Sternsinger ihre lustigsten, schönsten oder skurrilsten Erlebnisse aufschreiben. "Best-of-Pappe" wird das genannt.

Emilia, Niobe und Jennifer haben gleich an der ersten Türe, an der sie klingeln, ein schönes Erlebnis. Eine Mutter hat extra eine Tüte mit Mandarinen und Lebkuchen vorbereitet. Obendrauf gibt es noch einen Schein in die Spendendose. Überhaupt werden öfter Scheine als Münzen gegeben. Eine alte Dame wirft zwei Euro-Münzen hinein. "Ich habe nicht viel, aber es kommt von Herzen", sagt sie, als müsse sie sich dafür entschuldigen. Vor jeder Tür sprechen sich die drei Neunjährigen ab, welches Lied sie singen. Anfangs müssen die beiden Betreuerinnen noch mitsingen, damit die drei Mädchen sich trauen. Doch mit der Zeit werden Emilia, Niobe und Jennifer immer selbstbewusster. Für Emilia ist der persönliche Höhepunkt des Tages schon früh erreicht: Sie klingelt bei ihrer Familie. Sogar die Oma ist dafür gekommen. Voller Stolz bringt das Mädchen die Segensbitte an der Tür an. Am Ende des Tages sind alle zufrieden. "Es hat Spaß gemacht", sagt Niobe. Und Jennifer zeigt mit einem Klimpern der Dose, dass für den guten Zweck viel zusammengekommen ist.

(NGZ)
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