Steuersegen für Neuss Wieso Johnson & Johnson 150 Millionen Euro zahlen muss

Neuss · Die 150 Millionen Euro-Nachzahlung von Johnson & Johnson sorgt für Aufregung. Wieso die Steuern jetzt auf einen Schlag fällig wurden und was das für die rund 800 Mitarbeiter in Neuss bedeutet.

 Der Unternehmenssitz von Johnson & Johnson in Neuss.

Der Unternehmenssitz von Johnson & Johnson in Neuss.

Foto: Woi

Dabei handele es sich um ein "einmaliges Ereignis aus dem Jahr 2015", das in der Jahressteuererklärung gegenüber den Behörden erklärt worden sei. Hintergrund der außergewöhnlich hohen Steuerzahlung - sie entspricht immerhin in etwa dem jährlichen Gewerbesteueraufkommen der Stadt Neuss in Gänze - ist offenbar die Verlagerung der deutschen Beteiligungsholding ins Ausland. Das erfolgte Ende 2015.

Der Standort Neuss ist für Johnson & Johnson wichtig. Bereits 1980 zog der 17 Jahre zuvor erworbene Arzneimittelhersteller Janssen-Cilag nach Rosellen. 2009 verließ die sogenannte Consumer-Sparte von Johnson & Johnson Düsseldorf, um sich vis-a-vis der Zentrale von Janssen Cilag niederzulassen. Wiederum zwei Jahre später verlagerte dann auch die deutsche Holdinggesellschaft Johnson & Johnson Group Holdings GmbH ihren Sitz ebenfalls nach Neuss. Sie war zuvor in Norderstedt ansässig gewesen.

Die jetzt in Wien mit einer konzerneigenen Holding (AE BG Omega) verschmolzene Group Holdings GmbH hat de facto keine Mitarbeiter. Beobachter gehen daher davon aus, dass Arbeitsplätze in Neuss auch nicht gefährdet sein werden. Nach eigenen Angaben beschäftigt der Konzern in Neuss rund 800 Mitarbeiter, davon entfällt etwa die Hälfte auf den Consumer-Bereich. Der unterhält in Neuss vornehmlich Schreibtisch-Jobs, denn er produziert nicht am Standort. Das größte Werk für o.b.-Tampons betreibt Johnson & Johnson in Wuppertal. Bebe und Penaten sind weitere weltweit bekannte Marken des Konzerns.

Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer hatte vor Wochenfrist Ratsmitglieder unterrichtet, dass ein einzelnes Unternehmen 150 Millionen Euro Gewerbesteuer an die Stadtkasse überwiesen habe. Der Rathaus-Chef nannte den Zahler nicht. Steuergeheimnis. Er warnte aber angesichts des Geldsegens vor zu großer Euphorie. Der Gewerbesteuerbescheid sei noch nicht rechtskräftig. Derweil erklärte das Unternehmen die Steuerschuld am Montag nüchtern: "Wie es die Regel bei solchen Verlagerungen ins Ausland ist, wurden die Buchwerte der Gesellschaft auf ihren realen Wert bewertet. Im Ergebnis dieser Neubewertung wurde der Marktwert höher als der bisherige Buchwert geschätzt." Daraus resultiere die fällige Gewerbesteuerzahlung.

Sollten die 152 Millionen bei der Stadt verbleiben, bietet sich die Chance, auf einen Schlag schuldenfrei zu werden. Endgültige Klarheit wird aber erst nach einer Betriebsprüfung herrschen. Gegenüber der NGZ lehnten Rathaus-Verantwortliche gestern eine Stellungnahme ab.

(-lue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort