Neuss Stipendium für Schulprojekt über Flucht

Neuss · Marienberg-Schülerin Julia Carthaus hat ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes erhalten - mit einer "toten Sprache".

 Julia Carthaus wird in die Studienstiftung des Deutschen Volkes als Stipendiatin aufgenommen - sie ist die erste Schülerin des Gymnasiums Marienberg, der dies beim Latein-Wettbewerb "Certamen Carolinum" gelungen ist.

Julia Carthaus wird in die Studienstiftung des Deutschen Volkes als Stipendiatin aufgenommen - sie ist die erste Schülerin des Gymnasiums Marienberg, der dies beim Latein-Wettbewerb "Certamen Carolinum" gelungen ist.

Foto: woi

Geteilte Freude ist doch immer noch am schönsten. Das dachte sich auch Julia Carthaus, als sie vor rund zwei Wochen ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes zuerkannt bekam. Bei der Endrunde des Latein-Wettbewerbs "Certamen Carolinum" in Aachen freundete sie sich mit einer anderen Teilnehmerin an - am Ende waren beide unter den besten Drei und es flossen Tränen. "Wir haben uns einfach total gefreut", sagt die Schülerin des Marienberg-Gymnasiums.

Die 16-Jährige hatte sich im vergangenen Herbst der ersten von insgesamt drei Wettbewerbsrunden gestellt und reichte zunächst eine Facharbeit bei der Jury in Aachen ein. Dabei stand die Frage im Vordergrund, ob es einen "gerechten Krieg" geben könne. Dafür sollten die Teilnehmer eine Rede des römischen Juristen und Politikers Mucius Scaevola mit den Kernthesen der Nobelpreisrede des US-Präsidenten Barack Obama in Oslo vergleichen.

Die Auseinandersetzung mit der ethischen Problematik eines sogenannten gerechten Krieges war eines von drei durch die Jury vorgegebenen Themen, zwischen denen sich die Aspiranten zu entscheiden hatten. Julias Facharbeit kam so gut an, dass sie dazu eingeladen wurde, am letzten Schultag vor den Ferien eine Klausur als Teil der zweiten Wettbewerbsrunde zu schreiben. Auch diese Anforderung meisterte die angehende Abiturientin - und kam schließlich in die Endrunde des landesweit ausgetragenen Wettbewerbs, an dem insgesamt rund 140 Schüler teilgenommen haben. Die letzte Runde erstreckte sich über drei Tage - und hatte es in sich. Schließlich wurde Julia von einer 15-köpfigen Jury befragt.

Zudem musste sie in einem etwa 15-minütigen Vortrag zu einem selbst gewählten Thema ein Referat halten, das so strukturiert sein musste, dass es, unter Rekurs auf die antike Kultur und Literatur zu aktuellen Problemstellungen, interessante Ideen und Bewertungsperspektiven entwickeln kann. "Ich habe mich mit der Flüchtlingsproblematik auseinandergesetzt, da sie momentan omnipräsent in den Medien ist", erklärt die 16-Jährige, die später Medizin studieren möchte und in ihrer Freizeit gerne Klavier spielt.

Mithilfe einer Power-Point-Präsentation verglich die Neusserin die heutige Flüchtlingssituation mit dem Mythos um Aeneis - ein von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltetes Epos von der Flucht der Figur Aeneas aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führten. "Es ging darum, durch diesen Mythos die Perspektive eines Flüchtlings nachzuvollziehen", sagt Julia.

Nach dem Vortrag wurde das "Kreuzverhör" vor der Jury die letzte Härteprobe für Julia. Am Ende erhielt sie den ersten Preis und wird in die Studienstiftung des Deutschen Volkes als Stipendiatin aufgenommen - damit ist sie die erste Schülerin des Gymnasiums Marienberg, der dies beim Wettbewerb "Certamen Carolinum" gelungen ist. Durch das Stipendium erhält sie neben finanzieller auch eine ideelle Förderung - unter anderem die Möglichkeit an Sprachkursen, Reisen und Workshops teilzunehmen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort