Neuss Tapferkeit ist Trumpf im RLT

Neuss · Die zwölf Stücke der nächsten Spielzeit im RLT erzählen von Menschen, die auf irgendeine Weise tapfer sind: Weil sie gegen oder für etwas kämpfen, weil sie manchmal auch nur dem Wahnsinn des Alltags standhalten.

 Das Rheinische Landestheater in Neuss.

Das Rheinische Landestheater in Neuss.

Foto: Andreas Woitschützke

Tapferkeit - das ist doch die Tugend, die Furchtlosigkeit meint, sich für etwas einzusetzen, ohne zu wissen, ob es gut ausgeht. "Ja", sagt Bettina Jahnke und überlegt: "Wir wollen aber vor allem darüber erzählen, dass Tapferkeit Zivilcourage meint." Seit ihrem Antritt als Intendantin des RLT arbeitet Jahnke mit Spielzeitmottos und ist mittlerweile bei der dritten Kardinaltugend angekommen. "Weisheit" und "Gerechtigkeit" waren schon, "Tapferkeit" bestimmt nun die Auswahl der zwölf Stücke, die das RLT in der nächsten Spielzeit anbietet. Für Chefdramaturg Reinar Ortmann war dabei auch wichtig, die andere Seite dieser Tugend zu spiegeln: "Sie kann auch Menschen in Gefahr bringen und Opfer fordern."

 Die vier Tugenden Weisheit (Andreas Spaniol), Gerechtigkeit (Hergard Engert), Tapferkeit (Josia Krug) und Mäßigung (Johanna Freyja Iacono-Sembritzki).

Die vier Tugenden Weisheit (Andreas Spaniol), Gerechtigkeit (Hergard Engert), Tapferkeit (Josia Krug) und Mäßigung (Johanna Freyja Iacono-Sembritzki).

Foto: WOI

Mit einem zeitgenössischen Stück geht es im September los, mit einem Klassiker im Mai 2017 zu Ende. Juli Zehs Stück "Corpus Delicti", die Bühnenfassung ihres gleichnamigen Romans, wurde 2007 uraufgeführt und spielt in der Zukunft, in der sich die junge Mia gegen die Ideologen einer Gesundheitsdiktatur wehrt. "Ein Stück pro Spielzeit muss in der Jetztzeit geschrieben sein", sagt Jahnke. Aber auch das Ende der Spielzeit mit einem Shakespeare ("Wie es euch gefällt") habe schon Tradition.

Allerdings wird Jahnke ihn nicht selbst inszenieren, sondern sich neben dem Zeh-Stück einem anderen Klassiker widmen: Schillers "Jungfrau von Orléans". Sie sei selbst gespannt, sagt sie lachend, welchen Zugang sie zu der "Jungfrau" finden werde. Auf die Komödie "Der nackte Wahnsinn" von Michael Frayn, die auch Silvester gespielt wird, freut sich das ganze Team schon jetzt. Schließlich spielt die Geschichte einer chaotischen Einstudierung in ihrem eigenen Metier. Schon diese vier Beispiele machen deutlich, wie breit die Spanne der "Tapferkeit" gehalten wird. Da gibt es die einsamen Kämpfer gegen Unrecht und Unterdrückung ebenso wie die skurrilen Typen, deren Tapferkeit sich in dem Motto "Augen zu und durch" zeigt.

Mit 17 Schauspielern geht das RLT in die neue Spielzeit. Michael Großschädl, Ulrike Knobloch und Bernhard Glose werden nicht mehr dabei sein, Großschädl geht zurück nach Österreich, Knobloch wechselt nach Münster, und Glose hat das Haus aus privaten Gründen schon jetzt verlassen. Zur Spielzeit 2016/17 kommt Christoph Bahr als neues Gesicht, die bisherigen Gäste Juliane Pempelfort und Michael Meichßner werden fest zum Ensemble gehören. Einige davon wissen schon jetzt, welche Rollen sie spielen werden: Linda Riebau ist die Mia in "Corpus Delicti", Joachim Berger der "Baumeister Solness", Anna Lisa Grebe die junge Hilde, die ihn das Leben kosten wird.

Während die freitägliche "Nachtschicht" im Theatercafé nach zwei Jahren eingestellt wird, soll das Format "Nachtschicht extra" gestärkt werden. "Es hat sich gezeigt, dass die Zuschauer lieber ein komplettes Stück sehen wollen", sagt Jahnke. Dem trägt sie Rechnung mit dem Stück "Welche Droge passt zu mir?" mit Katharina Dalichau, das in der nächsten Spielzeit in der "Diva" gezeigt wird. Das sich verändernde Zuschauerverhalten schlägt sich auch im Abo-System nieder. Es gibt ab Herbst zwei neue Flex-Abos, die nicht mehr auf Wochentage fixiert sind.

(hbm)
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