Neuss TaS-Chef Markus Andrae liest aus Voskuils Roman "Das Büro"

Neuss · Auch der Übersetzer Gerd Busse, der alle sieben Bände des Romans bis nächstes Jahr vorlegen will, ist in der Stadtbibliothek dabei.

 Markus Andrae liest zum zweiten Mal aus J. J. Voskuils Roman "Das Büro"- dieses Mal aus dem zweiten Band "Schmutzige Hände".

Markus Andrae liest zum zweiten Mal aus J. J. Voskuils Roman "Das Büro"- dieses Mal aus dem zweiten Band "Schmutzige Hände".

Foto: TaS

Im vergangenen Jahr mussten gleich zwei Termine angeboten werden - so groß war die Nachfrage. Allerdings war der Veranstaltungsort auch recht klein und etwas Besonderes dazu: das Büro von Kulturdezernentin Christiane Zangs. Der künstlerische Leiter des Theaters am Schlachthof (TaS), Markus Andrae, las damals im Literarischen Sommer aus dem ersten Band "Direktor Beerta" des Romans "Das Büro" (Het Bureau) des niederländischen Autors Johannes Jacobus Voskuil, der ab 1996 in sieben Teilen erschienen ist, die zusammen rund 5200 Seiten ergeben.

In seiner Heimat hatte der 2008 gestorbene Autor mit seinem Roman um den Maarten Koning einen Riesenerfolg. Mehr aus Verlegenheit gerät Maarten Koning als wissenschaftler Beamter an ein volkskundliches Institut, für das er Erzählungen über Wichtelmännchen erforschen soll. Der komplette Roman erzählt fortan von der Arbeit in diesem Büro und den Menschen, denen Koning begegnet. Mit Witz und Ironie beschreibt Voskuil den Berufsalltag und das tägliche Überleben höchst unterschiedlicher Charaktere eines niederländischen Büros. Er wusste übrigens, worüber er schreibt, Voskuil hatte 30 Jahre an einem ähnlichen Institut gearbeitet.

Nicht nur bei den Lesern, sondern auch in den Medien wurde die Geschichte regelrecht gehypt.

Seit 2002 gehört der Romanzyklus zum Kanon der niederländischen Literatur" der literarische Gesellschaft Maatschappij der Nederlandse Letterkunde, die unter Schirmherrschaft der Königin steht.

Zur aktuellen Auflage des städte- und grenzübergreifenden Lese-Festivals Literarischer Sommer gibt es nun eine Lesung aus Band 2: "Schmutzige Hände". Wieder mit Markus Andrae, aber gewissermaßen an einem neutralen Ort: dem Veranstaltungsraum der Stadtbibliothek.

Nach dem Erfolg der Ringlesung "Das Büro" - Ringlesung deswegen, weil sie in mehreren Städten stattfand - im vergangenen Literarischen Sommer hat das Team um Bibliothekschef Alwin Müller Jerina die zweite Auflage ins Programm genommen. Drei Lesungen aus dem zweiten Band sind es, in Neuss wieder dieser "Ring" nun abgeschlossen. Der zweite Band "Schmutzige Hände" spielt in den Jahren 1965 bis 1972, doch von Studentenbewegung und revolutionären Aufbruch ist im Amsterdamer Büro für Volkskunde nichts zu spüren. Für Maarten Koning ändert sich zunächst wenig.

Übersetzt wurde nicht nur der erste, sondern auch der zweite Band von Gerd Busse. Er hat sich vorgenommen, bis zum nächsten Jahr alle sieben Bände ins Deutsche zu übersetzen, seit 2015 liegt Band 3, "Plankton", vor. Auch Busse kennt sich mit der Situation aus, hat selbst in einem wissenschaftlichen Institut gearbeitet und beschreibt den Inhalt der mehr als 5000 so: "Die erzwungenen Kontakte, die endlosen Sitzungen, die Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen, die Sinnlosigkeit vieler Projekte." Der 1959 geborene Übersetzer wird bei der Lesung in Neuss dabei sein und auch von seiner Arbeit mit J.J. Voskuil erzählen, den er noch persönlich kennengelernt hat.

Für Markus Andrae ist die Lesung vor allem deswegen wichtig, weil sie zu seinem Credo passt, das TaS stärker mit anderen Neusser Kulturinstituten zu verzahnen. Deswegen hat er auf die erneute Anfrage sofort positiv reagiert, gibt aber auch zu, nicht alles von Voskuil gelesen zu haben. Seinem Vortrag werde das nicht schaden, sagt er entschieden, denn er sei ein ausgebildeter Schauspieler, der gelernt habe, fremde Texte verständlich zu sprechen.

Was aber nicht heißt, dass er sich die Passagen aus dem Roman, die ihm von der Stadtbibliothek zugeschickt wurden, nicht vorab zu Gemüte führen wird. "Natürlich lese ich für mich alles, was ich später laut lesen muss", sagt er, und gibt auch zu, dass "Das Büro" ein "sehr eigener" Roman sei, keiner, in den man sich "reinfallen lassen kann". Dass bei der zweiten Auflage nun auch der Übersetzer dabei ist, sieht er sehr positiv. Dessen Beteiligung mache die Lesung auf jeden Fall noch interessanter.

Info Am Neumarkt, Donnerstag, 1. September, 16 Uhr, Eintritt 10 Euro, www.literarischer-sommer.eu

(hbm)
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