Neuss Taschengeldbörse auch ein Modell für Neuss?

Neuss · In mehreren Städten gibt es sie schon: eine Anlaufstelle, über die kleine Jobs bei Senioren zur Taschengeldaufbesserung vermittelt werden.

 Kleinere Einkäufe für ältere Menschen zu erledigen, wäre eine Möglichkeit für die Jugendlichen, ihr Taschengeld aufzubessern.

Kleinere Einkäufe für ältere Menschen zu erledigen, wäre eine Möglichkeit für die Jugendlichen, ihr Taschengeld aufzubessern.

Foto: Olaf Staschik

Grevenbroich hat eine Taschengeldbörse vor einem Jahr eingeführt, Viersen vor gut einem halben Jahr, Hilden vor zwei Monaten, und in Solingen ist sie sogar schon seit 2009 etabliert. Das Konzept: Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren helfen Senioren im Garten, im Haushalt, beim Einkauf, führen den Hund aus oder begleiten sie einfach mal bei einem Spaziergang. Dafür erhalten sie einen Stundenlohn von mindestens fünf Euro (freiwillige Aufstockung möglich).

Ein Modell, das sich auch für die Quirinusstadt lohnen würde? Ingeborg Arndt von den Grünen zeigt sich begeistert. "Das ist eine super Idee", sagt sie. "So werden Menschen zusammengebracht, die sonst nicht so einfach zusammenkommen würden." Und für die Jugendlichen sei das soziale Engagement eine gute Möglichkeit, nebenbei ihr Taschengeld aufzubessern. Auch die CDU sieht den generationsübergreifenden Aspekt positiv und will prüfen, ob es sich in Neuss umsetzen lässt. "Wir müssen aber sehen, dass wir keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten aufbauen", sagt Parteichef Jörg Geerlings.

SPD-Fraktionsvorsitzender Arno Jansen hält eine Taschengeldbörse für eine gute Sache, "wenn sie finanziell machbar ist und nicht dauerhaft städtische Mitarbeiter bindet". Auf die Nachfrage unserer Zeitung hin setzte er sich gestern direkt mit Solingen in Verbindung, um sich über die dortige Taschengeldbörse zu informieren. "Das Projekt wurde sehr gelobt und läuft in Solingen gut", berichtet Jansen. "Es wird zudem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie über ESF-Mittel gefördert beziehungsweise unterstützt."

Jansen zufolge sollte sich der Sozialausschuss mit dem Thema befassen. "Möglicherweise kann auch jemand aus Solingen als Referent kurz vortragen", sagt der Politiker. "Wie man es dann in Neuss mangels Seniorenbeirat und Jugendparlament ,aufsetzt', möge die Verwaltung in Absprache mit den Wohlfahrtsverbände eruieren." Denn in der Regel wird die Taschengeldbörse von den Senioren- und Jugendvertretungen der Städte mit unterstützt. Angesiedelt ist sie meist bei Wohlfahrtsverbänden oder Kirchengemeinden.

Während man in Grevenbroich über den schleppenden Anlauf etwas enttäuscht ist (dort fehlen für die rund 30 Jugendliche Jobangebote von Senioren), sind die Koordinatoren in Viersen (30 Jugendliche, elf Senioren), Hilden und Solingen zufrieden. "Wir haben schon fast 40 Jugendliche und circa 50 Jobanbieter in unserer Kartei", berichtet Jürgen Hoffmann in Hilden. Dort ist die Börse mit einer Anschubfinanzierung von 3000 Euro durch den Stadtrat im Juni gestartet ist. "Die gute Resonanz hat uns überrascht."

In Solingen ist die Taschengeldbörse seit dem Start vor fünf Jahren fest verankert. Auch dort gab es anfangs Schwierigkeiten, ausreichend Jobanbieter zu finden. Doch das ist Schnee von gestern. Laut Koordinator Maximilian Hansen umfasst die Kartei heute rund 500 Jugendliche und etwa 450 Senioren.

(NGZ)
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