Neuss Taube und Seifenblase als Pfingstsymbol

Neuss · Das Pfingstfest kennzeichnet den Beginn der Kirchengeschichte. Doch im Gegensatz zu Ostern oder Weihnachten ist die Entsendung des Heiligen Geistes ein Mysterium, das nicht mit Worten, sondern nur in Form von Bildern zu erklären ist.

Wie ist das Unsagbare in Worte zu fassen? Die Kirche fragt sich seit ihrer ersten Stunde, wie sie den Gläubigen die Dreifaltigkeit nahebringen kann. Vor allem die Vermittlung des Pfingstereignisses gestaltet sich von jeher schwierig. Im Gegensatz zu anderen Festen tat und tut sich die Kirche schwer, das Mysterium der Entsendung des Heiligen Geistes zu erklären.

"Die Auferstehung (Ostern) oder die Geburt Christi (Weihnachten); das sind Dinge, die sich Menschen vorstellen können. Sie sind greifbar und spürbar", sagt der Oberpfarrer an St. Quirin, Guido Assmann. Aber Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes, sei schon immer unvorstellbar gewesen. Auch heute.

Das erkannte jetzt auch Sebastian Appelfeller. Der Pfarrer aus Gnadental kam kürzlich beim Gespräch mit seinen Konfirmanden abermals in Erklärungsnot. "Ich habe bemerkt, dass ich schnell wieder auf Symbole zurückgreifen musste, um den Inhalt von Pfingsten zu klären", sagt er. Es sei wie bei der Liebe. "Wenn man eine Person liebt, weiß man, da ist irgendwas. Nicht nur ein Gefühl, sondern viel mehr. Aber man kann es nicht beschreiben. Es fehlen die Worte." Wie eben bei der Ausgießung des Heiligen Geistes. Eine Alternative ist die Tradition der Kindertagesstätte Heilig Geist, die Kraft des Heiligen Geistes mit Seifenblasen zu erklären. "Er fliegt, wohin er will", erklärt Gemeindereferentin Bernadette Tappen die symbolische Darstellung.

Doch die Problematik der Beschreibung beginnt schon bei der Überlieferung und ihrer Deutung. Im Bericht über die Erschaffung der Welt im ersten Buch Mose heißt es: "Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser." Assmann erklärt: "Die Menschen versuchten sich vorzustellen, wie Gott schweben kann. Das konnten in ihren Augen aber nur Tauben." Diese Vorstellung ist der Beginn der bis heute gültigen Darstellung des Heiligen Geistes, die in unzähligen Versen und Bildern aufgegriffen worden ist. In der Geschichte von der Arche Noah überbringt eine Taube einen Ölzweig. "Im Prinzip nichts Besonderes. In der Lage Noahs bedeutete der Zweig aber eine wichtige Nachricht", sagt Pfarrer Appelfeller. Hoffnung auf Leben, auf fruchtbares Land in der Nähe als Zeichen des göttlichen Friedens. Im Johannes-Evangelium spricht Täufer Johannes: "Ich sah, dass der Geist vom Himmel herab kam wie eine Taube." Doch gab es über die Jahrhunderte auch weitere Darstellungen. Feurige Zungen, die vom Himmel auf die Apostel fielen, stellten den Heiligen Geist da. Andere Maler wie Joseph Ruffini (1749) malten im Auftrag den Heiligen Geist gar als Jüngling. Spätestens seit dem Machtwort von Papst Benedikt XIV. (1740 bis 1758) sind solche Bilder aber verboten worden. Die Taube aber überdauerte bis heute.

In Neuss ist sie oft erst auf den zweiten Blick zu sehen, beispielsweise über Hochaltären oder Taufbecken. Unverkennbar dafür sind sie in der Heilig-Geist-Kirche in der Nordstadt: Über dem Altar schwirren gleich mehrere Dutzend Tauben auf einer blauen Erdkugel. "Der Geist geht hin, wo er will", deutet die Organistin Marion Auler-Diederich und erklärt: "Jeder Mensch kriegt was ab, und es ist genug für alle da."

(NGZ)
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