Neuss Techno-Fans feiern an der Neusser Kiesgrube

Neuss · Zwischen Norf und Uedesheim liegt die Partylocation "Kiesgrube". Dorthin kommen die ganz großen Stars der elektronischen Musik.

 Nicht nur aus der Umgebung, auch aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich kommen die Besucher in die Kiesgrube.

Nicht nur aus der Umgebung, auch aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich kommen die Besucher in die Kiesgrube.

Foto: Katja Rupp

Mit einer Hommage an Erich Kästner geht es ins Techno-Paradies. Nachdem der Eintritt bezahlt ist, führt der Weg durch einen dunklen Tunnel mit grellem, unaufhörlich blinkendem Licht. Schon hier packt einen der elektronische Bass. Hinter einem schwarzen Vorhang liegt noch ein Dschungel aus bunten Plastiklianen. Dahinter eröffnet sich der Blick auf den Neusser Partystrand "Kiesgrube".

Schon am Mittag ist hier was los. DJ Bart Skils legt auf. Ein paar Mädchen stehen auf der Tanzfläche. Verträumt tanzen sie im Sand unter strahlend blauem Neusser Himmel. Einige Meter weiter steht Till Wald (37) an der Bar. Schwarz-weiß gestreifte Chucks, braune Stoffhose. Seine roten Locken wehen im Wind. Auf dem Bügel seiner Hipster-Sonnenbrille steht "Kiesgrube". Wald ist Eventmanager bei der Agentur Artist Alife.

Die betreut weltbekannte DJs. Etwa den Düsseldorfer Loco Dice, der nach Neuss Ibiza, Barcelona und Las Vegas ansteuert. Neben den großen Stars der Techno-Szene kümmert sich Artist Alife seit 2010 auch um die "Kiesgrube", ein 2700 Quadratmeter großes Partygelände an der Sudermannstraße zwischen Norf und Uedesheim. Wald koordiniert die Arbeit der Kiesgrube. Der Eingangsbereich war seine Idee. "Eine Anspielung auf mein Lieblingsbuch ´Der 35. Mai´ von Erich Kästner", sagt Wald. Darin geht Konrad mit seinem Onkel durch den Dielenschrank und gelangt in eine Fantasiewelt. So soll es auch bei der Kiesgrube sein, erzählt der 37-Jährige.

Dazu passt das Motto der Saison: "Eutopia" — eine Bezeichnung für das Paradies auf Erden. "Es geht um Liebe und Freiheit", sagt Wald. In die Kiesgrube kommen die großen Stars der Techno-Szene, sagt Wald stolz. So werden in dieser Saison unter anderem Sven Väth, Richie Hawtin, Carl Cox und Loco Dice auftreten. Die "Kiesgrube" hat sich einen Namen gemacht bei Stars und Fans der elektronischen Musik. Dazu trägt nicht zuletzt auch die Gestaltung der Location bei: 18 Tonnen Quarz-Sand, rundherum wurden 400 Quadratmeter Rollrasen verlegt. Darauf stehen Klappstühle, liegen Kissen und einige Futons. Über der Tanzfläche hängen Hunderte Regenschirme, drei hölzerne Windräder runden die Traumlandschaft ab. Bäume tragen keine Früchte, sondern leere Schnapsflaschen.

Das Gelände wird jedes Jahr neu vom renommierten Neusser Einrichtungs-Büro "Heileight" gestaltet. Die vier Bars, das Restaurant und der Grill haben ihre eigene aufwendige und verträumte Gestaltung. Aus dem Kiosk-Fenster lugt Jack hervor. Er ist einer von 60 Mitarbeitern der Kiesgrube und hat sichtlich Spaß an seinem Job. Er bietet gleich mal ein Gläschen des Hausschnaps "Kerosin" an — eine Mischung aus Wodka und Maracuja. Auf dem Etikett steht: "Mit Liebe gestreckt". Bei Jack kann man alles kaufen, was man für eine Party unter freiem Himmel braucht: Sonnencreme, Deo, Kaugummis und Kondome. Die Gäste können sogar eine Party-Postkarte nach Hause schicken — auf Kosten des Hauses. Schließlich sind viele weit weg von zu Hause. Das zeigt ein Blick auf die Nummernschilder der geparkten Autos der 1800 Gäste. Sie kommen aus Köln, Düsseldorf, Frankfurt, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Die Kiesgrube hat sich in 15 Jahren als angesagte Adresse etabliert. Zwischen April und September steigt jeden Sonn- und Feiertag eine Party. Dann folgen viele dem Ruf, im Neusser Party-Paradies zu feiern.

(NGZ/rl)
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