Neuss Todesnachricht schockt die Neusser SPD

Neuss · Anni Brandt-Elsweier starb im Alter von 85 Jahren. Die langjährige Bundestagsabgeordnete gehörte Jahrzehnte zu den prägenden Persönlichkeiten der Partei in Neuss. Ihre Beisetzung fand bereits in aller Stille statt.

Die Nachricht traf die Neusser SPD gestern wie ein Schlag: Anni Brandt-Elsweier ist tot. Erst am Montag hatte die Fraktion die große alte Damen der Neusser Sozialdemokratie nach 50 Jahren politischer Arbeit aus ihrem Kreis verabschiedet. Sie wartete am Abend lange auf die 85-Jährige und musste sie am Ende in Abwesenheit ehren. Denn was niemand ahnte, ist seit gestern Gewissheit: Anni Brandt-Elsweier war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Sie starb am Freitag vergangener Woche und wurde bereits im kleinsten Kreis beigesetzt. Auf eigenen Wunsch, wie die Familie in einer Annonce betont, die gestern viele Neusser in der Post hatten.

Brandt-Elsweier war ein politischer Mensch und nicht nur in ihrer Partei, der sie seit 1963 angehörte, eine Größe. Sie war auch in Kultur und Gesellschaft engagiert. Etwa im DRK-Kreisverband, dessen zweite Vorsitzende sie bis 2006 war, als Ehrensenatorin in der Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß ihres Heimatortes Reuschenberg, im Deutsch-Französischen Kulturkreis, dem sie als Ehrenvorsitzende angehörte, oder im Museumsverein - und vielen Fördervereinen.

Bundesminister Hermann Gröhe (CDU) wird sie besonders als jemand in Erinnerung bleiben, der den schönen Künsten in besonderer Weise zugetan war. Der CDU-Abgeordnete, der sich 1998 mit Brandt-Elsweier als Gegenkandidatin auseinandersetzen musste, lernte sie ganz am Anfang seiner Laufbahn kennen und schätzen. "Gerade in der Zeit, als sich das kulturelle Angebot rasch entwickelte, war sie in kluger und prägender Weise eine starke Ausschussvorsitzende", sagt Gröhe. Bis zuletzt begleitete Brandt-Elsweier, die in ihrer Karriere auch Fraktionsvorsitzende, stellvertretende Bürgermeisterin (1984-1993) und Vize-Landrätin im Kreis (1984-1991) war, auf Wunsch der Partei und aus Liebe zur Sache gerade die Arbeit des Kulturausschusses.

In ihrem SPD-Ortsverein konnten die Genossen auf sie als aktives und interessiertes Mitglied zählen. Im Stadtverband war man immer dankbar für ihren Rat, betont der stellvertretende Parteivorsitzende Michael Ziege. Und der Fraktionsvorsitzende Arno Jansen nannte sie eine "große Stütze".

Zur Arbeit vor Ort kam das Engagement auf der Ebene der Bundespolitik. Von 1990 bis 2002 gehörte die Juristin, die von 1967 bis Dezember 1990 als Richterin am Landgericht wirkte, dem Deutschen Bundestag an. Im Mittelpunkt ihres Handelns stand bei dieser Arbeit die Gerechtigkeit, insbesondere gegenüber und für Frauen. Indem sie sich zum Beispiel für mehr Rechtssicherheit für Prostituierte engagierte, nennt Michael Ziege ein Beispiel, habe sie solche Themen erst auf die Agenda gebracht. Dass die Familie im Namen der Verstorbenen um eine Spende für die Hilfsorganisation "medica mondiale" bittet, die sich für Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt, unterstreicht ihre Konsequenz - bis zum Schluss.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort