Neuss Tonband-Probe vor der Rekeliser-Rede

Neuss · Eva-Maria Olszewski wird am Freitag als vierte Frau in das Ordenskapitel der Brauchtums- und Karnevalsgruppe der Neusser Heimatfreunde aufgenommen. Ihre Rede soll auch in Grimlinghausen unterhalten.

 Eva-Maria Olszewski wird morgen Abend im S-Forum der Sparkasse den Rekeliser-Orden erhalten und mit nach "Hippelank" nehmen.

Eva-Maria Olszewski wird morgen Abend im S-Forum der Sparkasse den Rekeliser-Orden erhalten und mit nach "Hippelank" nehmen.

Foto: A. Woitschützke

Wenn am 22. Februar zum "Nüsser Ovend" eingeladen wird, kann Eva-Maria Olszewski nur durch Abwesenheit glänzen. Aber die Mundart-Artistin hat eine gute Entschuldigung: "Ich muss arbeiten", sagt die 67-Jährige, die an diesem Tag ihrem Lieblingsverein den Vorzug gibt und beim Dorfabend der "Freunde der Heimat" Grimlinghausen in die Bütt geht. Im Gepäck: Die Rede, mit der sie morgen Abend unter Beweis stellen will, dass sie in diesem Jahr zurecht den Rekeliser-Orden der Brauchtums- und Karnevalsgruppe (BKG) bekommt. Auf sie soll man auch im Hippelank gespannt sein dürfen, denn, so sagt Oszewski überzeugt, "irgendwo ist immer etwas Grimlinghausen drin."

Zur Ordensverleihung morgen Abend im S-Forum der Sparkasse erwartet die BKG der Neusser Heimatfreunde ein volles Haus. Eine halbe Hundertschaft hat allein die Ordensträgerin eingeladen, die den Zug "Trimm dich" der Neusser Schützenlust und ihren Arbeitskreis "Ortsgeschichte, Heimatkunde, Mundart" der "Freunde der Heimat" dabei haben will. Sie sollen ein Programm erleben, in dem die Rekelei, das — manchmal mit spitzem Humor — vorgetragene Wort, im Mittelpunkt steht. Kein Rahmenprogramm, keine Tanzgarde auf viel zu kleiner Bühne, kein Prinzenpaar, zählt BKG-Präsident Gert Harbaum auf. "Wir wollen es bei den Reden belassen." Das ist neu.

Als vierte Frau im Ordenskapitel beschäftigt Olszewski natürlich die Frage: "Was trage ich?" Noch mehr als die Garderobe aber treibt sie die Frage um: "Was trage ich vor?" Die war ungleich schwerer zu beantworten und verlangte nach dem wachen Blick der Heimatfreundin. Was sie gesehen, aufgeschrieben und kommentiert hat, kennen bis zu dem Moment, an dem sie morgen Abend ans Rednerpult tritt, nur zwei: Ehemann Klaus — und ihr Tonband. Denn schon als "Prologia" des Grimlinghauser Dorfabends hat sich Eva-Maria Olszewski angewöhnt, ihren Vortrag bei der Probe daheim mitzuschneiden. "Es ist wichtig, dass man sich selbst hört und verbessern kann", sagt sie.

Ziemlich nervös schielt sie in diesen Tagen auf den Kalender und den nahenden Termin der Verleihungszeremonie. Und fast ist sie erleichtert, dass nicht Volker Gärtner vom Sparkassenvorstand das Grußwort des Gastgebers spricht. "Gegen seine Rekeleien anzuarbeiten wäre schwer gewesen", gibt sie zu. Denn als Stammgast dieser Ordensverleihungen ist Olszewski längst ein Fans des wortgewandten Bankers.

Eine Büttenrede darf die BKG von ihrer Ordensträgerin nicht erwarten. Das kann und will sie nicht. "Witze können nett sein", schießt sie Richtung Bütt, aber Rekeln, dieses lustvolle Stochern und liebevolle Lästern, finde man in solchen Reden nicht. Das sei Brauchtum.

Dss sie das "Stocheisen" morgen bekommt, glaubt Olszewski ihrem Nachbarn Willi Könen zu verdanken, der sie 2005 zur "Prologia" machte. Er, selbst Rekeliser-Ordensträger, darf ihr deshalb morgen die Auszeichnung umhängen. "Das könnte nett werden", meint sie. Und rekelt in Richtung des nicht zu den Riesen zählenden Freundes: "Ob er dazu ein Bänkchen mitbringt?"

(NGZ)
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