Neuss Tonnenrennen gestartet

Neuss · Neuss Geschenke macht die Stadt nicht. Und schon das unterscheidet sie von der Firma Kreislaufwirtschaft Maurer & Wissing, die im Kampf um die Einführung der Blauen Tonne jeden Kunden mit einem Zehn-Euro-Schein lockt - ausgezahlt nach der vierten Leerung. Der Kampf um den Kunden ist voll entbrannt, denn zwei Anbieter drängen mit Macht auf den Markt mit dem Altpapier, das immer weniger als Abfall und immer mehr als wertvoller Rohstoff betrachtet wird.

 Stephan Lommetz und Peter Heimig (r.) von der städtischen Abfall- und Wertstofflogistik (AWL) machen es vor: Ab Montag, 26. Mai, werden die Blauen Tonnen ausgeliefert, über die das Altpapier künftig gesammelt werden soll. Gestartet wird in insgesamt sechs Ortsteilen

Stephan Lommetz und Peter Heimig (r.) von der städtischen Abfall- und Wertstofflogistik (AWL) machen es vor: Ab Montag, 26. Mai, werden die Blauen Tonnen ausgeliefert, über die das Altpapier künftig gesammelt werden soll. Gestartet wird in insgesamt sechs Ortsteilen

Foto: A. Woitschützke

Neuss Geschenke macht die Stadt nicht. Und schon das unterscheidet sie von der Firma Kreislaufwirtschaft Maurer & Wissing, die im Kampf um die Einführung der Blauen Tonne jeden Kunden mit einem Zehn-Euro-Schein lockt - ausgezahlt nach der vierten Leerung. Der Kampf um den Kunden ist voll entbrannt, denn zwei Anbieter drängen mit Macht auf den Markt mit dem Altpapier, das immer weniger als Abfall und immer mehr als wertvoller Rohstoff betrachtet wird.

Folge der Konkurrenz: Die ersten blauen Tonnen werden schon ab dem 26. Mai im Stadtgebiet verteilt. "Unser Haushalt ist ein Gebührenhaushalt", stellt Stephan Lommetz klar, Geschäftsführer der städtischen Abfall- und Wertstofflogistik (AWL). Er lockt nicht mit Geld, sondern spricht die Vernunft der Neusser an: "Jedem muss klar sein, dass sich die Gebühr für den Restmüll erhöht, wenn das Geschäft mit dem Altpapier private Entsorger machen." Denn die Erlöse aus der Papierverwertung stützen die Kalkulation der Abfallgebühren.

Wer sind die Anbieter?

Die städtische AWL ist in Neuss für das Einsammeln aller Abfälle verantwortlich. Nur Altglas- und Verpackungsmüll werden im Auftrag des Dualen Systems von anderen Entsorgern abgeholt. AWL wirbt als städtischer Entsorger mit einem Service aus einer Hand.

Die Kreislaufwirtschaft Maurer & Wissing (KMW) GmbH&CoKG ist eine Tochter der Schönmackers Umweltdienste in Kempen und kooperiert mit HML (Handel, Marketing, Logistik), die beide am Grefrather Weg ansässig sind.

Wann geht es los?

Die AWL hat sich auf den Wettlauf mit privaten Entsorgern gut vorbereitet und in einer ersten Tranche 8000 Blaue Tonnen mit einem Fassungsvermögen von 120 Litern bestellt. Die werden von Montag, 26. Mai, an in den Ortsteilen Gnadental, Selikum, Erfttal, Weckhoven, Reuschenberg und Holzheim ausgeliefert - vor allem dort, wo Ein- und Zweifamilienhäuser stehen. Für die großen Wohnblöcke, so AWL-Leiter Peter Heimig, wird ein alternatives Konzept erarbeitet. Nach einer Probephase soll die Tonne flächendeckend in Neuss ausgeteilt werden.

Das Unternehmen KMW wird ab kommender Woche einen Flyer mit Postkarte an alle Neusser und Meerbuscher Haushalte schicken. Wer die Altpapiertonne haben möchte, schickt die Karte zurück. Die Auslieferung soll Anfang Juni erfolgen.

Wann wird die Tonne geleert?

AWL entleert die Tonnen zu den Terminen, die bislang auch für die Papierbündel-Sammlung im Abfallwirtschaftskalender ausgewiesen sind.

KMW wird nach eigenen Angaben "im Regelfall" die 240 Liter Tonnen alle vier Wochen leeren.

Wo geht das Papier hin?

Solange Altpapier als Müll angesehen wird, muss die AWL das Papier dem Kreis andienen, der es dann vermarktet. Auf die Vermarktung allerdings hat die AWL auch Einfluss. Wird höchstrichterlich entschieden, dass Altpapier - womit jeder rechnet - als Wertstoff angesehen wird, entfällt der Zwang zur Ablieferung beim Kreis. Dann möchte die AWL den kurzen Weg zu FS Karton nutzen und Papier aus Neuss in der Nordstadt wiederverwerten lassen.

KMW nennt das Neusser Unternehmen FS Karton als Kooperationspartner und wird das Altpapier dorthin liefern.

Wie groß ist der Markt?

Die AWL beschränkt sich auf das Stadtgebiet von Neuss mit etwa 70 000 Haushalten. Derzeit fallen in Neuss rund 9000 Tonnen Altpapier jährlich an. Es wird damit gerechnet, dass sich die Menge leicht erhöht, wenn sich die Bürger den Weg zum Container sparen können. Gewerbliche Unternehmen gehören nur zum Teil zu den AWL-Kunden. Großkunden, bei denen viel Papierabfall anfällt, schließen nach Heimigs Darstellung eigene Entsorgungsverträge.

Das Unternehmen KMW nennt als Markt die Städte Neuss sowie Meerbusch mit zusammen etwa 96 000 Haushalten. In Lagern in Krefeld und Kempen werden derzeit von dem Unternehmen 50 000 graue Tonnen vorgehalten, die mit gelbem Deckel und großen Aufklebern geliefert werden.

Was kostet die Tonne den Bürger?

Das Angebot unterbreiten beide Anbieter den Neussern kostenlos.

Besteht eine Benutzungspflicht?

Die AWL betont das Prinzip der Freiwilligkeit. Aus diesem Grund werden auch die Container weiter vorgehalten. Wer die Blaue Tonne nicht haben will, kann sich bei der Hotline melden. Die Tonne wird dann innerhalb von wenigen Tagen an der Haustür abgeholt. Wie lange AWL die beiden Entsorgungsstränge - Tonne und Container/Bündelsammlung vorhält, hängt davon ab, wie gut die Blaue Tonne angenommen wird. In der City jedoch wird es immer Container geben (müssen).

Der Kunde von KMW bestellt per (bereits frankierter) Postkarte die Altpapiertonne und akzeptiert per Unterschrift die Laufzeit von mindestens einem Jahr. Danach ist der Bezug jederzeit mit einer Frist von sechs Monaten zum Monatsende kündbar.

Info Die AWL liefert mit den Tonnen einen Info-Flyer aus, hat aber auch alle Informationen im Internet zusammengestellt: www.awl-neuss.de. Die AWL-Hotline ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter 02131/124 48 44 erreichbar. Bestellungen der Altpapiertonne bei KMW ist auch telefonisch unter 01801 / 25 26 27 oder über Internet www.kmw-online.de möglich.

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Zur Sache Gut rechnen

(NGZ)
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