Neuss "Tour d'Europe" vor Rekord-Kulisse

Neuss · Mit der traditionellen Klassiknacht im Rosengarten verabschiedete sich Chefdirigent Lavard Skou Larsen von der Kammerakademie.

 Trotz des eher kühlen Wetters verbanden wieder viele Neusser die Klassiknacht mit einem Diner unter freiem Himmel.

Trotz des eher kühlen Wetters verbanden wieder viele Neusser die Klassiknacht mit einem Diner unter freiem Himmel.

Foto: Lothar Berns

Die Klassiknacht im Rosengarten hatte so viele Besucher wie noch nie - und das trotz zweier ebenfalls im Neusser Zentrum stattfindender weiterer Großveranstaltungen. Bis weit in die Anlagen hinter dem botanischen Schmuckstück hatten sich Tausende niedergelassen, bei viel Kerzenschein, der mit Einbruch der Dunkelheit volle Wirkung entfaltete.

 Lavard Skou Larsen verabschiedet sich als Chefdirigent von Neuss.

Lavard Skou Larsen verabschiedet sich als Chefdirigent von Neuss.

Foto: Berns Lothar

Viele Zuhörer waren der Meinung, dass der Besucherrekord Lavard Skou Larsen galt, der definitiv zum letzten Mal die Deutsche Kammerakademie Neuss (DKN) als Chefdirigent leitete. Dank des erfahrenen und freundlichen Security-Services ISSA (Essen) gab es trotz drangvoller Enge keine Hektik. Die Mitarbeiter räumten zunächst als Tische zweckentfremdete Bänke ab und schufen so für zig Besucher Sitzplätze.

Der 1962 in Porto Allegre (Brasilien) geborene Lavard Skou Larsen erfüllte sich zunächst einen Herzenswunsch mit der Ouvertüre zur Oper "Il Guarany" von Carlos Gomes. Der Komponist schrieb die erste brasilianische Oper im romantischen Stil à la Verdi. In opulenter sinfonischer Besetzung mit glänzenden Bläsern und Harfe schuf die DKN vollkommen auf der Höhe ein Tonbild mit glitzernden Effekten, einer herzerweichenden Ballade und einer wilden Stretta. Darüber hinaus war die Musik als "Tour d'Europe" konzipiert mit Titeln aus etlichen europäischen Ländern.

Kenntnisreich und humorvoll führte der Moderator Daniel Finkernagel (unter anderem Autor beim WDR) in die Musik ein. Dabei ist der Dortmunder längst im Rheinland angekommen: "Wenn wir die Fantasie für Violine und Orchester, die Robert Schumann in seiner Zeit als städtischer Musikdirektor in Düsseldorf schrieb, verstehen wollen, müssen wir Fantasie haben. Und nur dann können wir mit Empathie das Leben auf der anderen Seite des großen Flusses nachempfinden."

Als Solistin begrüßte er Louise Chisson "aus der großen Radfahrernation". Die Violinistin blühte auch in virtuosen Passagen empfindsam auf und glänzte später mit der "Moses-Fantasie", in der Nicolò Paganini sein revolutionäres Verständnis von Geigenspiel anhand eines bekannten Themas aus der Oper "Moses" von Gioacchino Rossini demonstriert..

Der 1983 in Tbibilisi (Georgien) geborene Klarinettist Levan Tskhadadze kommt aus den Reihen der DKN und spielte seine Klasse bei Mozarts berühmtem "Adagio" aus dem Klarinettenkonzert A-Dur aus.

Der weitaus meiste Applaus aber galt an diesem Abend Lavard Skou Larsen, der mit Ravels "Boléro" und Elgars Orchestermarsch aus "Pomp and Circumstances" die Nacht beendete. Ein zur Musik perfekt choreographiertes Feuerwerk und Tausende schunkelnde Lichter ließen kurz vor Mitternacht einen fantastischen Abend ausklingen.

Vor dem Finale hatte Bürgermeister Reiner Breuer dem nach 13 Jahren scheidenden Chefdirigenten das Neusser Stadtsiegel in Silber verliehen: "Sie haben sich in die Herzen der Neusser gespielt und als Botschafter mit der DKN den Namen der Stadt in die Welt getragen."

(NGZ)
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