Neuss Traumhochzeit in Weiß - trotz geistiger Behinderung

Neuss · Die Heirat ist für Christiane Grobe und ihren Partner Jochen, die beide eine geistige Behinderung haben, etwas ganz Besonderes. Vielen Behinderten fehlt der Mut dazu.

 Das glückliche Brautpaar Jochen und Christiane Grobe nach der Trauung, die

Das glückliche Brautpaar Jochen und Christiane Grobe nach der Trauung, die

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Ich bin immer noch aufgeregt", sagt Christiane Grobe, geborene Schmitz nach ihrer kirchlichen Trauung am Samstag in St. Marien. Ihre Nervosität beim Schritt ins Eheleben ähnelt sicherlich den Gefühlen der anderen rund 600 Paare, die sich jährlich in Neuss trauen lassen. Und doch war die Heirat für Christiane Grobe (37) und ihren Partner Jochen (35), die beide eine geistige Behinderung haben, etwas ganz Besonderes.

"Für Menschen mit einer geistigen Behinderung stellt eine Hochzeit ein außergewöhnliches und seltenes Ereignis dar", sagt Björn Vieregge, der bei der Lebenshilfe Neuss für das ambulant unterstützte Wohnen mitverantwortlich ist. "Viele haben gar nicht den Mut, diesen Schritt zu gehen, weil der Gedanke zu heiraten bei ihnen eher Ängste auslöst, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein."

"Ich wollte unbedingt heiraten - und habe meinen Freund einfach in ein Brautstudio mitgenommen", erzählt Christiane Grobe. Diese Willenskraft verbinde die beiden, sagt Vieregge, und habe maßgeblich zur Erfüllung von Christiane Grobes Traum einer Hochzeit in Weiß, mit Torte, Trauringen und Flitterwochen, beigetragen.

Kennen und lieben gelernt haben sich die Grobes vor rund zwei Jahren bei der Arbeit für die Gärtnerei der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) am Leuchtenhof. Ende 2014 ist das Paar mit Unterstützung der begleitenden Mitarbeiter von der Lebenshilfe und der Augustinus Behindertenhilfe in eine gemeinsame Wohnung nach Reuschenberg gezogen. "Um den Garten kümmere ich mich, den Haushalt erledigt meine Frau", stellt Jochen Grobe fest. "Obwohl - ich würde auch gern mehr im Garten machen", fällt ihm seine Frau ins Wort.

Dass sich die beiden über Arbeitsteilung und Ausflugsprogramm nicht immer einig sind, unterscheidet sie nicht von anderen Ehepaaren. Und doch benötigen sie aufgrund ihrer Lernbehinderung Hilfe bei der Organisation des Alltags, etwa beim Ausfüllen von Formularen oder bei der Haushaltsführung - aber auch beim Zusammenleben als Paar, besonders in neuen und unbekannten Situationen. Auch die Hochzeitsvorbereitungen hat ihr Betreuerteam koordiniert, "aber immer in enger Absprache mit den beiden", bemerkt Vieregge.

"Als sie den Wunsch äußerten, heiraten zu wollen, haben die begleitenden Mitarbeiter und die gesetzlichen Betreuerinnen Jochen und Christiane Grobe sofort unterstützt, beides in die Wege zu leiten und nach ihren eigenen Wünschen und Ideen zu gestalten." Das habe sie sehr ermutigt.

Den "schönsten Tag ihres Lebens" haben Christiane und Jochen Grobe in großer Kaffeerunde mit 40 Gästen und anschließend im kleineren Kreis zuhause mit einem Grillfest zelebriert. Mit ihrem relativ schmalen Hochzeitsbudget haben sie so gut geplant (die Hochzeitstorte hat ihnen ein Freund gespendet), dass sie im Juli ihre Hochzeitsreise nach Ungarn starten können. Nach den Flitterwochen haben die Grobes ihr nächstes Ziel schon fest vor Augen: "Wir wollen eine Familie gründen", verrät Christiane Grobe.

(NGZ)
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