Neuss Traumquote für General Gröhe

Neuss · Als 15-Jähriger trat Hermann Gröhe in die JU ein. 34 Jahre später ist er als CDU-Generalsekretär in der Bundesliga der deutschen Politik angekommen. Am Montag wurde der Neusser mit 96,7 Prozent formal ins Spitzenamt gewählt.

 CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe aus Neuss.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe aus Neuss.

Foto: NGZ

34 Jahre währte der lange Marsch nach oben, den der "Mann ohne Schlips" (FAZ) als 15-Jähriger mit seinem Eintritt in die Junge Union (JU) begann und der für den "Juristen mit Schlips" (NGZ) am Montag auf den (vorläufigen?) Zenit führte: Der Bundesausschuss der CDU, das höchste Beschlussgremium zwischen den Parteitagen, wählte auf Vorschlag der Vorsitzenden, Kanzlerin Angela Merkel, den Neusser Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe (49) mit 96,7 Prozent zum neuen Generalsekretär.

Im Telefongespräch mit der NGZ-Redaktion freute sich Gröhe Montagnachmittag "riesig" über das starke Ergebnis, das er als "Vertrauensvorschuss" wertete.

Dabei kauften die Delegierten keineswegs eine "Katze im Sack" als neuen "General" ein, denn der hat längst seine Feuertaufe bestanden. Hermann Gröhe ist als Nachfolger von Ronald Pofalla bereits seit fast fünf Monaten kommissarisch im Amt. Seine Wahl war somit reine Formsache; das Traumergebnis war es aber nicht.

"Hermann Gröhe ist eine bewährte Kraft mit klarem Profil", kommentierte der Neusser CDU-Chef Jörg Geerlings die Wahl, als Neusser freue er sich natürlich ganz besonders. "Hermann macht seine Arbeit hervorragend", stimmt Minister Lutz Lienenkämper ins Lob ein, der Gröhe auf dem Stuhl des CDU-Kreisvorsitzenden gefolgt war. Einen sehr persönlichen Glückwunsch sandte Bijan Djir-Sarai MdB, FDP-Chef im Kreis, an "meinen Freund" Hermann Gröhe: "Er ist Garant für die partnerschaftliche und faire Zusammenarbeit in der Koalition und ganz besonders bei uns im Wahlkreis."

Als Staatsminister zog Gröhe 2008 ins Kanzleramt ein, heute sitzt er als Generalsekretär im Adenauer-Haus. Mit Gröhe hat sich ein Neusser im Berliner Machtzentrum etabliert, der so gar nicht dem Klischee eines Christdemokraten aus dem vermeintlich "so schwarzen" Neuss entspricht: Gröhe wurde nicht in Neuss, sondern in Uedem geboren, seine Eltern Gudrun und Gottfried waren 1958 aus der DDR geflohen und zogen erst 1964 in den Schatten von St. Quirin, wo er nicht als Messdiener am Altar stand. Er besuchte den evangelischen Kindergarten an der Drususallee.

Der junge Gröhe positionierte sich nicht gerade stromlinienförmig. Zum Antrittsbesuch bei Helmut Kohl erschien 1989 der damalige Chef der JU Deutschlands in Jeans und Pulli, verfasste freche Beiträge für das alternative Neuss-Blatt "Zeitgeist" des Michael Werz, schmuggelte Bibeln nach Prag als der Eiserne Vorhang wenig durchlässig war — und wurde geschnappt.

Die Erkenntnis, welch großen Ärger das simple Schmuggeln von Bibeln hervorrief, hat ihn geprägt: Er setzt sich vehement für verfolgte und bedrängte Menschen ein. Das "C" im Parteinahmen ist ihm wichtig, und er möchte den christlich-bürgerlichen Flügel in der Partei wieder sichtbar machen. Der General hat sich viel vorgenommen . . .

(NGZ)
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