Neusser Feuilleton Trompete des Engels

Neusser Feuilleton · Neuss Im vergangenen Jahr gab es etliche hochkarätige Solokonzerte, jedoch setzte das letzte Konzert 2007 im Quirinusmünster einen finalen Glanzpunkt. Längst haben die von Münsterkantor Joachim Neugart vor zwölf Jahren begründeten Silvesterkonzerte einen klangvollen Namen, der für übervolle Reihen im Münster sorgt. Diesmal verabschiedeten zwei Ausnahmesolisten das alte Jahr mit virtuosen Kantaten.

Neusser Feuilleton: Trompete des Engels
Foto: NGZ

Sabine Schneider (Sopran) und Barbara Trottmann (Trompete) nahmen von ersten Ton der Arie "Let the bright Seraphim" an mit edler und perfekt gestalteter Musik für sich ein. "Ihr glänzenden Seraphim, erhebt eure Stimme zur Trompete des Engels" lässt Georg Friedrich Händel unmittelbar vor dem Schluss-Chor zu seinem Oratorium "Samson" Sopran und Trompete virtuos miteinander konzertieren.

Für die vorzügliche Begleitung sorgten die "Sinfonietta am Quirinusmünster Neuss" und Joachim Neugart an der Orgel. Zum makellos feinen Ton der Barocktrompete Barbara Trottmanns brillierte der auch in den Höhen lyrisch reine, zugleich markante Sopran Sabine Schneiders. Dieser Güte entsprachen deckungsgleich Anfangs- und Schluss-Arie aus der Solokantate "Jauchzet Gott in allen Landen" (BWV 51) für Sopran, Trompete, Streicher und Basso continuo von Johann Sebastian Bach. In virtuoser Geschmeidigkeit wechselten die Solisten einander ab oder ergänzten sich.

Eher als kunstvolles Gebet mit wenig Koloratur, dafür umso mehr Glanz gestaltete Sabine Schneider auch die Anfangsarie aus der "Ode for the birthday of Queen Anne". Georg Friedrich Händel bedankte sich mit diesem Glückwunsch bei der Königin, die ihn auch zum "Utrechter Te Deum" animiert hatte, für eine lebenslange Pension von 200 Pfund.

Die bestens aufgelegte "Sinfonietta" spielte mit exzellentem Verständnis die "Ouvertürensuite B-Dur" von Georg Philipp Telemann. Der festlichen, dreiteiligen Ouvertüre folgen phantasievolle Tanzsätze, der Streichersatz ist um Flöte und Oboe ergänzt. Das führt zu abwechslungsreichem Spiel zwischen Streichern und Bläsern im "Allegro" oder einem empfindsamen Zwiegespräch zwischen Flöte und hohen Streichern im "Larghetto", dabei das Barocke galant erweiternd.

Joachim Neugart bereicherte den rein instrumentalen Teil mit dem "Konzert für Orgel, Streicher und Basso continuo F-Dur". War die Gedackt-Registrierung im ersten Satz auch wegen des um schönen Lautenklang ergänzten Basso continuo zu schwach ausgelegt, so artikulierte er die im Orgelpart des zweiten Satzes oft wiederholte Kuckucksterz und den Nachtigallenruf vernehmlich sicher.

Im NGZ-Interview hatte Joachim Neugart vorab noch vermutet, Zugabe gebe es nicht im Silvesterkonzert. Der überreiche Applaus zwang ihn zur Umorientierung. Deshalb durfte man noch mal Sabine Schneider mit der Arie "Bereitet die Wege" aus der Bach-Kantate zum 4. Advent (BWV 132) genießen.

(NGZ)
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