Neuss Tücken des Ehelebens - humorvoll verpackt

Neuss · Bernd Stelter sorgte in der nur halb besetzten Stadthalle für einen unterhaltsamen Abend.

Mit Bernd Stelter gastierte einer der erfolgreichsten deutschen Comedians in der Neusser Stadthalle. Sein aktuelles Programm hat den etwas sperrigen Titel: "Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte". Und wer gekommen war, um haufenweise Gags und Plattitüden zu den Themen Hochzeit und Ehe zu hören, der wurde, zumindest zur ersten Halbzeit, nicht enttäuscht.

Als Einstimmung auf die Adventszeit fordert Stelter zunächst die nur halb volle Halle zu einem gemeinsamen Singen von "Leise rieselt der Schnee" auf. Wie man sein Publikum einnimmt, das weiß der 55-jährige Profi genau.

Doch das beherrschende Thema des Abends bleibt die Ehe. Mal lustig, mal besinnlich spielt Stelter mit dieser Institution, die seit Menschengedenken unser Zusammenleben begleitet.

Seine künstlerische Wandlungsfähigkeit stellt er dabei mehrmals beeindruckend unter Beweis. Ob als sauerländischer Festredner zur Silberhochzeit ("... die 25 Jahre vergingen wie im Fluch - ich meine natürlich Flug") oder als zugeknöpfter Oberstudienrat am Rosamunde-Pilcher-Gymnasium. Herrlich bissig das christlich-soziale Bekenntnis zur Seehofer'schen Durchschnittsehe mit Frau, Geliebter und vier Kindern. Eins davon unehelich.

Stelter begleitet sich mit Keyboard oder Gitarre zu den selbst geschriebenen Liedern. Vor allem in der zweiten Hälfte gibt es Stücke seiner neuen CD. Erich Kästners "Sachliche Romanze" zeigt an, dass das Programm Tiefgang bekommt, dass die Botschaft für Bernd Stelter an diesem Abend wichtiger ist als manch ein Lacher.

Es folgt ein augenzwinkerndes "Gedanken lesen" und - urkomisch - "Schnall mich fest, mein lieber Mann". In dem Stück dreht es sich um das eingerostete Liebesleben der Eheleute, das aber - die Nachbarn machen's vor - mit dem richtigen Sexspielzeug schnell wiederbelebt werden kann. Typisch Stelter, wenn die Frau das Halsband für den Gatten bei "Fressnapf" kauft, weil es da halt billiger ist!

Der emotionale Schlusspunkt ist "Ein Leben lang". Stelter besingt darin seine Eltern, die nach 60 Ehejahren binnen kürzester Zeit verstarben. Und damit unterstreicht Sohn Bernd, wie wichtig auch ihm, bei allem Klamauk, die Ehe samt bevorstehender Silberhochzeit ist.

Einen Stilbruch darf man die Zugabe nicht nennen, aber der Bär, der drei Haare auf der Brust hat, wollte am Ende so gar nicht passen. Doch der ist vielleicht auch nur so eine Art Lebensabschnittsgefährte. Und von dem wird Bernd Stelter sich wohl nie trennen können.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort