Neuss Uedesheimer feiern 50 Jahre Friedenskirche

Neuss · In Uedesheim feiert die evangelische Gemeinde am Sonntag das 50-jährige Bestehen ihrer Kirche und bittet um Spenden für den Turm.

 Jens Bielinski-Gärtner, Irmgard Dhaouadi und Annette Gärtner vor dem Gemeindehaus und dem sanierungsbedürftigen Glockenturm.

Jens Bielinski-Gärtner, Irmgard Dhaouadi und Annette Gärtner vor dem Gemeindehaus und dem sanierungsbedürftigen Glockenturm.

Foto: Lothar Berns

Kastenförmiger Bau, Waschbeton, ein einzeln stehender eckiger Turm, der drei Glocken beherbergt - die Uedesheimer Friedenskirche samt Gemeindezentrum wirkt von außen sehr schlicht. "Dabei ist es ein hervorragendes architektonisches Ensemble von den Architekten Kussler und Bornemann", erklärt Pfarrerin Annette Gärtner. "Es wurden italienische Waschbetonsteine verwendet, und der freistehende Glockenturm ist unser Campanile." Am Wochenende feiert die evangelische Kirchengemeinde Neuss-Süd das 50-jährige Bestehen der Friedenskirche - am Freitagabend mit einem Jubiläumsempfang, am Sonntag ab 10.30 Uhr mit einem Gemeindefest rund um die Kirche.

 Pfarrer Michael Tewes hofft darauf, dass viele Katholiken bei der Gemeindeversammlung zur Zukunft der Kirche vor Ort mitmachen.

Pfarrer Michael Tewes hofft darauf, dass viele Katholiken bei der Gemeindeversammlung zur Zukunft der Kirche vor Ort mitmachen.

Foto: Lothar Berns

"Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Uedesheim nur 700 bis 800 Menschen, die meisten waren katholisch", berichtet Jens Bielinski-Gärtner, der sich mit seiner Frau die Pfarrstelle teilt. Durch den Krieg habe es jedoch einen großen Zustrom an Flüchtlingen aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen gegeben. "Viele waren evangelisch, so dass die evangelische Gemeinde schnell rapide wuchs." Mangels einer eigenen Kirche wurden die Kinder die ersten Jahre in der Grundschule St. Martinus konfirmiert. 1964 - zu Erntedank - konnte die Gemeinde schließlich ihr eigenes Gotteshaus einweihen. Heute gehören ihr etwa 1000 Gemeindemitglieder aus Uedesheim sowie weitere gut 1500 aus Grimlinghausen an.

"Die Stühle und Lampen stammen immer noch aus dieser Zeit", berichtet Bielinski-Gärtner. Die Orgel - wie in der Christuskirche ein Werk von Orgelbauer Detlef Kleuker - kam 1967 hinzu. Anfangs hatte sich die Gemeinde eine kleine Orgel ausgeliehen. Ein gewebter Wandteppich aus Namibia stellt das Friedensmahl aller Völker dar. Die Friedenskirche unterhält Partnerschaften zu zwei Gemeinden in Namibia.

Für die erste Kindergartengruppe reichte ursprünglich ein Raum in dem Gemeindezentrum aus. 1973 folgte ein Neubau auf einer angrenzenden Wiese, 2006 rückte der Kindergarten im Zuge von Umbaumaßnahmen per Anbau direkt an das Gemeindezentrum heran. 65 Plätze gibt es jetzt in der Kindertagesstätte "Friedensbrücke", außerdem seit vorigem Jahr 40 Plätze in der Zweigstelle am Schmiedeweg.

Der Kindergarten feiert diese Woche ebenfalls sein 50-jähriges Bestehen. "In dieser Zeit hat sich die Kindererziehung sehr gewandelt, das sieht man auch bei den Spielen und Liedern", berichtet Leiterin Irmgard Dhaouadi (64), die selbst im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern aus dem Osten nach Uedesheim gekommen war und sich gut an den Kirchenbau erinnern kann. Am morgigen Mittwoch lädt sie von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür in die Kita.

"Wir hoffen am Sonntag auf schönes Wetter", sagt Jens Bielinski-Gärtner. Eine Festschrift ist in Druck. Außerdem wird an dem Tag um Spenden für das Gotteshaus gebeten. Denn vom Glockenturm platzt der Beton ab, er muss saniert werden. Kosten: rund 50 000 Euro. Die weißlichen Flecken an den Wänden im Gemeindehaus sind übrigens kein Grund zur Sorge. "Das sind Salpeterausblühungen", erklärt Annette Gärtner. "Das gibt es bei Klinkersteinen."

(NGZ)
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