Neuss Ungewöhnliches Passionskonzert

Neuss · In der Kirche Christ-König musizierte das Trio contemporaneo.

Der Name des von dem 1956 in Hattingen geborenen Komponisten und Organisten gegründete Trio contemporaneo ist auch Programm. Zum Auftritt des Konzert des auf Kirchenkonzerte spezialisierten Ensembles gehört immer auch zeitgenössische Musik. So auch in der katholischen Kirche Christ-König am Berliner Platz in der Nordstadt, die das Trio zu einem einen Konzert zur Passionszeit eingeladen hatte.

Dieses begann zunächst mit einem barocken Werk des Bach-Sohnes Johann Christian in einer Fassung für Viola und Klavier. Benjamin Nachbar (Viola) entfaltete beim "Adagio" satten Streicherklang, verhaspelte sich beim viel zu schnell entwickelten "Allegro". Vielleicht störte ihn aber auch nur ein anhaltend intensiv weinendes Kleinkind. Davon völlig unbeeindruckt blieb jedoch Tamara Buslova, die am Flügel sicher begleitete. Das Zusammenspiel beider Instrumente blieb bei zwei Sätzen aus der "Sonate h-Moll" für Violine und Orgel von Johann Sebastian Bach makellos wie auch bei dem Orgelchoral "O Mensch, bewein dein Sünde groß" von Johann Sebastian Bach - allerdings in der das reiche Sopran-Melisma betonenden Fassung für Violine und Orgel von Max Reger.

Dazwischen standen Werke von Günther Wiesemann, der seine spektakulären Kompositionen bereits vor Jahrzehnten ablieferte, etwa seine Oper "Brot und Spiele" zum Libretto von Max von der Grün (1987) oder die "Ruhrstadtsinfonie" (1986).

Zum Passionskonzert passten jüngere Kompositionen, die aber zum Teil den Zuhörer stark fordern. So stand in Christ-König "profundata, contra miseriam" für Orgel, Viola, Sprecher und Schlagwerk auf dem Programm. In dem avantgardistischen Stück sind fragmentarisch die Choräle "O Welt, sieh hier dein Leben" und "Nun danket all und bringet Ehr" mal in der Viola, mal in der Orgel verarbeitet. Zu Einzeltönen formuliert Günther Wiesemann eigene Lyrik hinter der Orgel, dann übernimmt Tamara Buslova das Orgelspiel und der Komponist widmet sich zartem Schlagwerk wie der Triangel.

Sein "quiete" für Viola und zwei Perkussionisten ist ein recht introvertiertes Werk mit einer kleinen Melodie in der Viola, die vom Metallophon übernommen wird - und in die sich der Sechs-Uhr-Glockenschlag der Kirche auch nahtlos einfügte.

Das Konzert beendete Tamara Buslova mit den reinen Orgelstücken aus dem sonderbaren Sakralwerk "Via crucis" von Franz Liszt. Zwischen den fünf Kreuzwegstationen hätte etwas mehr Pause zum Innehalten gut getan. Insgesamt blieben die einzelnen Bilder aber ein ruhiger musikalischer Abschluss eines ungewöhnlichen Passionskonzertes.

(Nima)
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