Neuss Unternehmer reden über "Generation Y"

Neuss · Die Altersgruppe der 20-39-Jährigen, ihre Bedürfnisse und Ansprüche standen im Mittelpunkt des 17. Neusser Mittelstandsforums, das jetzt im Romaneum stattfand. Es kam zu einem Schlagabtausch unterschiedlicher Generationen.

 Diskussionsrunde beim Neusser Mittelstandsforum im Romaneum (von links): Tom Hegermann, Benjamin Küsters, Steffi Burkhart, Stephan Rahn und Christian H. Schneider.

Diskussionsrunde beim Neusser Mittelstandsforum im Romaneum (von links): Tom Hegermann, Benjamin Küsters, Steffi Burkhart, Stephan Rahn und Christian H. Schneider.

Foto: Andreas Woitschützke

Flexible Arbeitszeiten, Kommunikation auf Augenhöhe, gleichberechtigter Feedbackaustausch und kein Dress-Code. Das alles liest sich wie die Stellenausschreibung eines Traumjobs oder aber auch wie die ausgesprochenen Bedürfnisse der heutigen Berufseinsteiger, der sogenannten 'Generation Y'. Am Dienstagabend stand die Altersgruppe der 20-39-Jährigen im Mittelpunkt des 17. Neusser Mittelstandsforums, das im Pauline-Sels-Saal des Romaneums stattfand. Dort folgten vorwiegend männliche Teilnehmer der "Babyboomer-Generation" und "Generation X" im Unternehmer-Outfit - dunkler Anzug, helles Hemd und Krawatte - den Ausführungen der Referentin Steffi Burkhart über die "Generation Y". Dass es an diesem Abend zu einem Schlagabtausch unterschiedlicher Generationen kam, war da schon vorprogrammiert, aber nicht gewollt.

Einen ersten Hinweis darauf, was sich hinter dem kryptischen Begriff verbirgt, gab zu Beginn der Veranstaltung der freie Journalist Tom Hegermann, der den Abend moderierte. "Englisch ausgesprochen bedeutet das 'Y' im Deutschen 'Warum' und steht somit für das Hinterfragen", erklärte der Moderator. Weiter Licht ins Dunkle brachte dann die 29-jährige Referentin. "Mein Berufseinstieg als Mittzwanzigerin war ein Kulturschock", sagte die promovierte Gesundheitspsychologin. Starre Strukturen und Machtspiele passen überhaupt nicht in ihr Bild einer erfolgsorientierten Teamarbeit. Die Akademikerin lieferte auch sogleich die Antwort für das Dilemma, in dem sich die "Generation Y" befindet. "Wir sind im materiellen Überfluss, mit der digitalen Revolution und Helikopter-Eltern aufgewachsen", erklärte sie die Unterschiede zu anderen Generationen. Daraus wiederum ergäben sich andere Prioritäten. "Wir lassen uns nicht durch Statussymbole einkaufen, sondern fordern eine ehrliche Wertschätzung", erläuterte die Referentin.

Auch wenn Podiumsteilnehmer Benjamin Küsters, Geschäftsführer von Gartenhof Küsters, Burkhart in vielen Punkten zustimmte, deutete er Bedenken an. "Die Gesellschaft ist zu so einem radikalen Wechsel in der Arbeitswelt noch nicht bereit, und natürlich endet der Satz bei Vertragsverhandlungen auch mit Euro", sagte der Unternehmer. Stimmen aus dem Publikum sprachen ihre Skepsis dem ideellen Entwurf gegenüber da schon deutlicher aus. Fragen nach der Kompromissbereitschaft, Wettbewerbsfähigkeit und Verantwortung der "Generation Y" standen im Raum. "Diese Bedürfnisse sind nicht neu. Doch dank der vorherigen Generationen haben junge Menschen nun die Möglichkeit, diese Forderungen auf dem Arbeitsmarkt laut zu äußern", sagte Hubert Getz. Der 61 Jahre alte Unternehmer forderte, dass die "Generation Y" etwas an alle Generationen zurückgeben soll.

Verstanden gefühlt hat sich der junge Unternehmer Lars Böttner. "Alle Aussagen der Referentin entsprachen meinen Vorstellungen von Arbeit", sagte der 36-Jährige. Er lebt genau nach diesem Lebensgefühl und hält sich nicht immer an klassische Bürozeiten. "Ich glaube aber nicht, dass es bloß die Einstellung unserer Generation widerspiegelt. Auch zuvor gab es die gleichen Wünsche - entweder wir sind selbstbewusster oder wir haben es leichter, diese Wünsche zu äußern", sagt Böttner.

(alwa)
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