Neuss "Verletzte" mit Make-up halten Retter auf Trab

Neuss · Eine Großübung der Feuerwehr holte unterschiedliche Einsatzkräfte in den Hafen, ein umfangreiches Programm stellte sie auf die Probe.

 Realistisches Szenario, aber glücklicherweise nur eine Übung: Wehrleute und Rettungskräfte probten am Samstag im Hafen den Ernstfall.

Realistisches Szenario, aber glücklicherweise nur eine Übung: Wehrleute und Rettungskräfte probten am Samstag im Hafen den Ernstfall.

Foto: A. Woitschützke

Das Szenario war umfangreich: Im Hafen gab es zwei Explosionen, ein Tankwagen geriet in Brand, ein Auto wurde ins Hafenbecken geschleudert, mehrere Verletzte mussten versorgt, eine Person aus dem versunkenen Pkw gerettet werden. Damit aber noch nicht genug - der Brand weitete sich auf ein Gebäude der RWZ an der Duisburger Straße aus, Feuerwehrleute gingen mit Atemschutz in das Gebäude und gerieten selbst in Not.

Von Weitem wirkt die Szene echt: Verletzte, die um Hilfe rufen, konzentrierte Feuerwehrleute, die die Lage einschätzen müssen, um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zum Einsatz kam auch das Löschboot der Feuerwehr, um den Tankwagen zu kühlen. Gleichzeitig machten sich die Taucher der DLRG bereit, um die Person aus dem versunkenen Auto zu retten. Die Puppe aus dem Fahrzeug wurde zwar geborgen, aber ein Mensch hätte den Unfall wohl nicht überlebt.

Während die Wasserretter im Einsatz sind, spitzt sich die Situation für die Feuerwehr noch einmal zu. Der Brand hat sich auf ein angrenzendes Gebäude der RWZ ausgeweitet. Mit Atemschutz geht ein erster Trupp in das brennende Gebäude und gerät selbst in Schwierigkeiten, muss "Mayday" funken. Die Reserve und kann die Kollegen aus ihrer misslichen Lage befreien. Gegen Ende des Großeinsatzes muss noch das Auto aus dem Hafenbecken gehievt werden. Die Einsatzleitung entscheidet, die Hafengesellschaft zu kontaktieren, um das Wrack mit dem Kran zu bergen. Rund 100 Einsatzkräfte kommen zum Einsatz.

Während die Retter ihren Einsatz professionell abarbeiten, werden sie genau von ihren Übungsleitern beobachtet, auch die Abteilung Gefahrenabwehr der Bezirksregierung ist vor Ort. Nach der Übung beginnt die Auswertung und die Manöverkritik, um Fehler für die Zukunft auszumerzen. Die Großübung der Feuerwehr forderte nicht nur das Können der Brandbekämpfer. Ziel war es, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Organisationen zu testen. Geplant war die Übung von der Feuerwehr, alarmiert wurden außerdem Rettungskräfte von Johanniter Unfallhilfe, Malteser, DRK, DRK Wasserwacht, DLRG und THW. Spannend ist es für die Kräfte, da sie nicht wissen, was auf sie zukommt. "Die Kollegen wissen zwar, dass es eine Übung ist, aber nicht, worum es geht", erklärt Florian Korthauer. Die Fahrzeuge rückten daher ohne Blaulicht und Martinshorn an.

Ein so umfangreiches Geschehen zu planen braucht seine Zeit, acht Monate Vorbereitung waren der Übung vorausgegangen, die auf dem RWZ-Gelände im Hafen abgehalten wurde. Das Hafenbecken war gesperrt, und das versunkene Auto wurde im Vorfeld mittels Hafenkran ins Wasser gelassen. Unter realen Bedingungen hätte der Unfallort wohl verheerender ausgesehen, das Auto wäre nicht spurlos im Hafen versunken. Mit den zahlreichen und spektakulär geschminkten "Verletzten", die ihre Rolle ernst nahmen, wirkte das Szenario durchaus echt. "Wir nutzen hier natürlich auch die Gelegenheit, um Dinge auszuprobieren, zum Beispiel kam auch eine Drohne zum Einsatz", sagt Florian Korthauer. So konnten sich die Retter auch aus der Luft einen Eindruck von der Situation am Unfallort machen. Am Samstagabend dann der Ernstfall: Die Feuerwehr rückte zum Großbrand ins Barbaraviertel aus.

(NGZ)
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