Neuss Vier Jahre stumm -Quirinus läutet wieder

Neuss · Im Mai 2012 verstummte nach einem Unglück die größte Glocke im Turm der Basilika. Pünktlich zum Fest ist die Reparatur beendet.

Neuss: Vier Jahre stumm -Quirinus läutet wieder
Foto: Woitschützke Andreas

Die Quirinusglocke hat die längste Zeit geschwiegen. Ein Unglück hatte sie im Mai 2012 verstummen lassen, doch morgen Abend ruft sie wieder zur Christmette. Das sieben Glocken umfassende Geläut von St. Quirin, eines der größten im ganzen Rheinland, ist damit wieder komplett. Gut 100.000 Euro hat die Reparatur die katholische Kirche gekostet - und Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann einiges an Nerven.

Sieben unterschiedliche Töne spielt dieses Instrument. So zumindest versteht Assmann das Glocken- ensemble, das auf das Motiv des "Te deum laudamus" (Gotteslob Nr 379) gestimmt ist. Erschallt das große Festtagsgeläut und zieht zugleich der Organist beim "Großer Gott, wir loben dich" alle Register, erklärt Assmann die Besonderheit, dann harmoniere der Klang beider Instrumente wunderbar.

 Monsignore Guido Assmann ist zufrieden: Das sieben Glocken umfassende Geläut ist komplett - inklusive Quirinusglocke (kleines Bild).

Monsignore Guido Assmann ist zufrieden: Das sieben Glocken umfassende Geläut ist komplett - inklusive Quirinusglocke (kleines Bild).

Foto: Woitschützke

Mit seinem Klang(volumen) ist das Geläut von St. Quirin auch Stimmführer unter den Glockenwerken der Innenstadtkirchen. Deren Klang richtet sich an St. Quirin aus - aber nicht unter. Auch das mit Absicht. Weil nicht nur an hohen Feiertagen alle Kirchenglocken gleichzeitig erklingen, sondern zum Beispiel auch der Sonntag am Abend gemeinsam ausgeläutet wird, breitet sich ein Klangteppich über der ganzen Stadt aus, aus der keine einzige Glocke irgendwie heraussticht.

Von den Glocken im Turm von St. Quirin ist keine älter als 96 Jahre. Denn beim Brand des Münsters im Jahr 1914 brannte der Kirchturm aus und die alten Glocken stürzten ab. In Apolda wurden 1922 zwei neue gegossen, die auch den Zweiten Weltkrieg und Bombentreffer auf die Kirche überstanden. 1949 kamen zwei Glocken hinzu, die im münsterländischen Gescher in Auftrag gegeben wurden. Und in der gleichen Werkstatt entstanden 1959 die drei jüngsten Glocken.

Drei dieser Glocken können nicht nur über einen Seilzug ins Schwingen gebracht, sondern auch mit einem Hammer angeschlagen werden. Zum Bespiel für den Stundenschlag, der den Tag gliedert, oder den Viertelstundentag. Dieser erklingt auch die ganze Nacht hindurch alle 15 Minuten.

Von den Glocken ist jede anders, aber allen ist gemein, dass sie einem Patron geweiht und mit einer Inschrift versehen sind. Ein Porträt:

Quirinus Die in gis0 erklingende Quirinusglocke (2,10 Meter Durchmesser, 5750 Kilogramm Gewicht) ist die größte im Glockenstuhl. Ihre lateinische Inschrift heißt übersetzt: "Märtyrer Quirinus, du der Stadt Neuss heiliger Patron, bewahre uns vor jeglichem Übel und vor ewigem Tod."

Maria Trösterin (1,70 Meter, 3231 Kilo, h0) ist die Nummer zwei im Turm. "Uns mögen Trost bringen der Gottesgebärerin zahlreiche Tränen, wodurch du tilgen kannst des ganzen Erdkreises Vergehen".

Salvator (auch Dreikönigenglocke; 1,50 Meter, 2270 Kilo, cis1): "Jesus, Erlöser der Menschen, Erleuchter der Herzen, erhöre huldvoll die zum Lobe der Weisen erschallenden Lieder".

Joseph (1,30 Meter, 1470 Kilo, dis1): "Alle Tage schütze uns, in der Stunde des Todes nimm uns auf, Heiliger Joseph".

Joseph (1,24 Meter, 1250 Kilo, 21). Inschrift wie bei Nummer vier.

Donatus (1,1 Meter, 850 Kilo, fis1): "Blitz und Feuer lenke ab, heiliger Donatus, von unseren Kirchen und unserer Stadt."

Sebastianus (97,5 Zentimeter, 600 Kilo, gis1) "Sebastianus nenn ich mich, Gott fürcht' ich, Schrecken kenn' ich nicht, durchbohrt und siegreich bitt ich so: Licht Christi sei Stärke, A und O."

(-nau)
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