Seidenmalerei: Oda Walendy über 20 Jahren freie Künstlerin Vom Experimentieren zur wahren Berufung

Bereits als kleines Kind verkündete sie, dass sie später "etwas mit Malen" machen möchte. Die Mutter unterstützte die Tochter, bestand jedoch darauf, dass "das Kind eine gute Ausbildung bekommt". Und so begann Oda Walendy Anfang der 60er Jahre mit einer Ausbildung zur freien Malerin in der Kunstschule des Düsseldorfers Jo Strahn. Dort wurde sie mit allen "Disziplinen" vertraut gemacht, erlernte das "Handwerk" von der Pike auf. Porträts, Radierungen, Ölmalerei, Modellieren, Acquarellieren - all das stand auf ihrem Stundenplan.

Allerdings stellte die gebürtige Berlinerin schnell fest, dass sie sich davon nicht ernähren konnte. Kurzentschlossen startete sie eine zweite Ausbildung: Sie begann an der damaligen Textil-Ingenieur-Schule Krefeld Textildesign zu studieren. Und dort entdeckte sie dann "ganz zufällig" die Seidenmalerei. "Das Wort Seidenmalerei war damals in keinem Lexikon zu finden", erklärt die 58-Jährige. In Krefeld gab es neben der textilkünstlerischen Abteilung auch die der Textil-Chemiker. Die experimentierten unter anderem mit Farbrezepturen und überließen den angehenden Designern Proben zur weiteren Verarbeitung. Darunter waren auch Seidenmalfarben.

"So ist mir die Seidenmalerei ganz zufällig begegnet", erzählt Oda Walendy. 1967 schloss sie ihr Studium als Diplom-Designerin ab, arbeitete mehrere Jahre in der Industrie als Kollektionsgestalterin. Doch das Malen auf Seide ließ sie nicht mehr los. "Schließlich merkte ich, dass mir meine Arbeit als Designerin auf die Dauer nicht genügte." Als ihr dann 1977 ein großer Auftrag angeboten wurde, sah sie das als einen Wink des Schicksals an und machte sich selbständig. Und das ist sie heute noch. Ihr Atelier eröffnete Oda Walendy zunächst in ihrer Wohnung in Mönchengladbach.

Schon bald folgten Ausstellungen in England, den USA, Frankreich, den Niederlanden, Japan und Moskau. Auch im Kaufhaus Harrod's in London sowie im Wappensaal in Schloss Mainau wurden ihre Werke gezeigt. Vor einem Jahr beschloss die agile Künstlerin dann, eine ständige Ausstellung zu "bestücken". Und die hat eine bekannte Adresse: Kö-Galerie in Düsseldorf. Dennoch wird Oda Walendy nicht auf andere Ausstellungen verzichten. In diesem Jahr werden ihre Arbeiten in Österreich im Schloss Fuschl zu sehen sein. Außerdem gibt sie weiterhin Kurse an der Volkshochschule in Mönchengladbach, im Museum Abteiberg Mönchengladbach, im Museum Schloss Rheydt sowie speziell für Kinder.

1982 war sie Gast in Robert Lemkes Fernsehserie "Heiteres Beruferaten". Sie entwarf Unikate für Gräfin Sonja Bernadotte und für Marianne Weizsäcker. 1990 erschien eine von ihr gestaltete Postkartenserie bei UNICEF weltweit. Oda Walendy gehört zu den ersten deutschen Künstlern, die die uralte chinesische Technik der Seidenmalerei wieder belebten. Landschaften, Häuser, Blumen, Tiere und geometrische Formen gehören zu ihren bevorzugten Motiven auf Tüchern, Wandbehängen, Schals, Kleidern, Blusen, Anzügen, und Krawatten.

"Nebenbei" gründete sie 1997/98 den Lions Club Neuss für berufstätige Frauen, dessen Leitlinie "Wer sich selber hilft, muss auch anderen helfen" ist. Außerdem hat sie eine inzwischen 31-jährige Tochter, die sie allein erzogen hat. Sie schreibt Bücher über "ihre" Kunst und sammelt mit Leidenschaft Kinderbücher - wenn wundert's: Ihre Mutter, Paula Walendy, war Kinderbuchautorin. Anneli Goebels

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