Neuss Vom Fantasy-Buch zum realen Krimi

Neuss · Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein hat ein neues Buch geschrieben und sich dafür an wahren Gegebenheiten orientiert. Er entwickelte einen Thriller über Herman Webster Mudgett, der mehr als 200 Menschen getötet haben soll.

 Wolfgang Hohlbein mit seinem neuem Buch.

Wolfgang Hohlbein mit seinem neuem Buch.

Foto: Ati

Er zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Autoren: Der in Neuss lebende Schriftsteller Wolfgang Hohlbein hat über 200 Bücher - vor allem in den Genres Fantasy, Science-Fiction und Märchen - geschrieben. Seine Bücher wurden in 34 Sprachen übersetzt, rund 43 Millionen Exemplare wurden verkauft. Jetzt wagte sich der 62-Jährige erstmals auf ein für ihn neues literarisches Terrain: Er hat einen Krimi geschrieben. Das Buch mit dem Titel "Mörderhotel" ist gerade erschienen.

Der Thriller basiert auf einer wahren Geschichte. 230 Menschen soll der Serienmörder Herman Webster Mudgett, der ab 1886 unter dem Namen Henry Howard Holmes in Chicago gelebt hat, auf dem Gewissen haben. "Durch einen BBC-Dokumentarfilm hatte ich von Mudgett und dessen Verbrechen erfahren", erzählt Hohlbein. Die Berichte über den Serienmörder, der 1860 in New Hampshire als Sohn einer gutbürgerlichen Familie geboren wurde, faszinierten ihn - aber vor allem auch die vielen anderen spannenden Geschichten aus dieser Zeit. "Es war ein Zeitenwechsel damals, der Übergang von der guten, alten Zeit in die Moderne" erklärt Hohlbein, der während seines zwei Jahre andauernden Schreibens an dem Thriller auch viel recherchiert hat, weiter.

Um 1890 ließ Serienmörder Herman Webster Mudgett ein riesiges Hotel bauen, das er in ein wahres Horrorhaus verwandelte. "20 Menschen hat Mudgett nachweislich dort ermordet, um die Lebensversicherungen, die die Opfer auf ihn ausstellen mussten, zu kassieren", erzählt Hohlbein. Seine Opfer löste der Serienmörder in Säure auf und verkaufte anschließend die Skelette an Arztpraxen und Universitäten. 1895 wurde er wegen Mordes in Philadelphia verhaftet. Dorthin war geflüchtet, nachdem man seinem Treiben in Chicago auf die Spur zu kommen drohte. Er wurde wegen 27-fachen Mordes angeklagt. Das Gericht verurteilte Herman Webster Mudgett alias Henry Howard Holmes zum Tod durch den Strang. Er wurde am 7. Mai 1896 um ungefähr 10 Uhr im Philadelphia County Prison gehängt.

"Die Geschichte ist so wüst und spannend wie vieles in dieser Zeit", sagt Wolfgang Hohlbein. Als Mudgett auf dem Höhepunkt seiner mörderischen Karriere war, schaute gar die Welt nach Chicago. Aber nicht seinetwegen. Denn 1893 fand dort die Weltausstellung statt. Die "Weiße Stadt" wurde das Ausstellungsgelände genannt, das für damalige Zeiten gigantische Ausmaße hatte, erzählt der Neusser Autor. Nach Chicago musste Hohlbein für seine Recherchen nicht reisen. Denn er wusste: "Von der Weltausstellung von damals ist nichts mehr zu sehen. Alles ist komplett abgebrannt."

Die wenigen Belege und Dokumentationen über den amerikanischen Serienmörder ließen Wolfgang Hohlbein viel Spielraum für seine eigene Fantasie. "Er muss ein hochintelligenter Mann gewesen sein, sonst hätte er wohl nicht so viele grausige Taten so lange unentdeckt begehen können", meint der Neusser Autor.

Wie all seine anderen Büchern hat Hohlbein auch diesen fast 850 Seiten starken Krimi vorwiegend abends und nachts geschrieben. In kleiner, akribisch genauer Handschrift verfasst er seine Geschichten entweder auf Papier oder auf einem speziellen Bildschirm, der seine Aufzeichnungen in Druckschrift umwandelt.

Währenddessen wuseln vier Hunde, drei Katzen und seine Frau Heike um den Schriftsteller herum. Seine Frau hat sich längst dem Tagesablauf ihres Mannes angepasst, schreibt manches Buch gemeinsam mit ihm oder reichert es mit Kommentaren und Anregungen an.

Die sechs Kinder des Paares sind mittlerweile alle aus dem Haus. Heike und Wolfgang Hohlbein leben in einem idyllisch gelegenen großen Reihenhaus, in dem auch seine mehreren tausend Bücher Platz finden. "Ich könnte mir auch eine große weiße Villa leisten", sagt Hohlbein, der es mit seiner Literatur zu ansehnlichem Wohlstand gebracht hat. Doch das ist nicht seine Welt. Stattdessen gehören ihm alle sieben Häuser in der Reihe. Hohlbein ist ein Familienmensch: Seine Kinder wohnen gleich nebenan.

(NGZ)
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