Neuss Vorbildlich mit anderen umgehen

Neuss · Realschüler diskutierten über die Fastenaktion der evangelischen Kirche, die aufruft, auf "Runtermachen" zu verzichten.

 Lea Hennen (4. v. l.) betrachtet die Kinderrechtsaktivistin Malala als Vorbild. Neuntklässler der Realschule Holzheim sprachen über Idole ebenso wie über den Umgang mit anderen Menschen.

Lea Hennen (4. v. l.) betrachtet die Kinderrechtsaktivistin Malala als Vorbild. Neuntklässler der Realschule Holzheim sprachen über Idole ebenso wie über den Umgang mit anderen Menschen.

Foto: Andreas Woitschützke

Sich gegenseitig Schimpfworte an den Kopf zu werfen, gehört für viele Jugendliche zum Alltag. Nicht alles ist jedoch ernst gemeint. "Wir machen uns aus Freundschaft gegenseitig runter", erklärt Theo. "Dabei kommt es natürlich auf die Worte an." Gianluca ergänzt: "Ich würde Freunde von mir nie beleidigen." Und Clara meint: "Es kommt immer auf den Ton an, wie man es sagt." Die drei Neuntklässler besuchen die Realschule Holzheim. Dort ging es jetzt im Unterricht von Klassenlehrerin Ursel Hackbeil um die Fastenaktion der evangelischen Kirche: "Du bist schön! Sieben Wochen ohne Runtermachen." Die Organisatoren wollen mit dem Motto dazu aufrufen, das Unverwechselbare zu erkennen und wertzuschätzen.

Unverwechselbar ist schon so manches Idol. Zum Beispiel die 17-jährige Friedensnobelpreis-Trägerin und Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan. "Sie ist für mich ein Vorbild, weil sie sich für andere einsetzt", sagt die 14-jährige Lea. "Ich möchte auch etwas machen, was mir Spaß macht, aber auch, was anderen hilft." Gianluca muss für sein Vorbild dagegen nicht in die Ferne schweifen. "Mir ist wichtig, was mein Vater sagt und denkt", sagt der Neuntklässler.

Positiv von anderen - vor allem von den Freunden - wahrgenommen zu werden, liegt vielen der 14- und 15-Jährigen nach eigenen Angaben am Herzen. Sei es, dass ihnen Vertrauen und Respekt entgegengebracht werden, sei es, dass sie nicht beleidigt werden. "Wenn ich nett zu anderen bin, sind sie auch nett zu mir", sagt Lea überzeugt.

Trotzdem erleben fast alle täglich, wie andere heruntergemacht werden. Auf dem Schulhof gehöre das dazu, sagen sie. Wobei Jungen eher gegeneinander stichelten als Mädchen. "Man ärgert sich. Aber wenn es drauf ankommt, hält man zusammen", erklärt Felix. In einem sind sich die Realschüler allerdings einig: Einen anderen wirklich zu beleidigen, ist kein Witz mehr. "Die Eltern oder Geschwister von jemandem runtermachen, geht nicht", erklärt Jannes. "Oder jemanden öffentlich dumm dastehen lassen", ergänzt Lene. Eingreifen trauen sich die meisten aber nur auf dem Schulhof. "Bei Fremden auf der Straße würde ich nichts machen", gesteht Theo. "Man weiß ja nicht, wie die drauf sind." Eine solche Zivilcourage sei auch nicht nötig, beruhigt Klassenlehrerin Hackbeil. "Es reicht, wenn man mit dem Handy die Polizei ruft, wenn einem eine Situation gefährlich erscheint."

Für sieben Wochen einmal ganz auf böse Worte verzichten, erscheint den Neuntklässlern allerdings utopisch. "Es würde einen zwar zum Nachdenken bringen. Aber dann würde auch der Spaß bei den Gesprächen fehlen", meint Lene. Clara stimmt ihr zu: "Das kann man nicht so lange durchhalten." Wobei die verbale Enthaltsamkeit durchaus eine positive Wirkung entfalten könnte. "Das würde mehr Selbstbewusstsein bringen", sagt ein Junge leise.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort