Neuss Vorspiel für eine Zukunft auf der Bühne

Neuss · Zum elften Mal findet das Zentrale Vorsprechen im Landestheater statt. Rund 40 Theaterleiter, Dramaturgen und Chefs von Casting-Agenturen schauen sich 160 Absolventen von 20 deutschsprachigen Hochschulen an.

 Rebekka Reinholz (r.) und Stanislaus Dick sind aus Wien angereist. Sie studieren an der Privatuniversität Musik und Kunst der Stadt Wien (bis vor kurzem: Konservatorium der Stadt Wien).

Rebekka Reinholz (r.) und Stanislaus Dick sind aus Wien angereist. Sie studieren an der Privatuniversität Musik und Kunst der Stadt Wien (bis vor kurzem: Konservatorium der Stadt Wien).

Foto: Andreas Woitschützke

Zehn Minuten, die über die berufliche Laufbahn entscheiden: So viel Zeit hat jeder Schauspielabsolvent beim Zentralen Vorsprechen im RLT, um einen der anwesenden Theaterleiter davon zu überzeugen, gerade ihn zumindest zu einem zweiten Vorsprechen im eigenen Haus einzuladen. Zum elften Mal findet die Veranstaltung nun schon im Landestheater statt, seit zehn Jahren ist die Zentrale Arbeitsvermittlung (ZAV) für Künstler der Bundesagentur für Arbeit dabei, übernimmt für die anreisenden Jungschauspieler (allerdings nur bei denen mit deutschem Pass) auch einen Teil der Kosten.

160 sind es, die seit Montag und noch bis morgen im Studio ihre einstudierten Rollen zeigen. Aus Wien sind Rebekka Reinholz (24) und Stanislaus Dick (25), die im Frühjahr ihr Studium an der Privatuniversität Musik und Kunst der Stadt Wien (MUK, früher: Konservatorium) beenden, angereist. Ob sie Erfolg hatten mit ihrem Vorsprechen, werden sie bei ihrer Abreise nicht wissen: "Meistens dauert es wohl, bis man eine Nachricht bekommt", sagt Reinholz, ohnehin macht sie sich keine Illusionen darüber, dass es schwer werden wird. Auch Stanislaus Dick ist skeptisch, vor allem realistisch, wenn er sagt: "Man muss sich schon überlegen, wie man sein eigenes Ding durchzieht." Das Zentrale Vorsprechen sei eine gute Gelegenheit, sich vor so vielen Theaterleuten zu zeigen, findet er, aber: "Entscheidend ist doch die Eigeninitiative."

Er hat keinen Plan B, Rebekka Reinholz auch nicht. Beide vertrauen darauf, dass sich für sie etwas entwickeln wird. So haben sie ihr Studium auch begonnen: "Ich wollte einfach nur sagen: Ich habe das Spielen richtig gelernt", sagt Reinholz, die schon seit ihrer Grundschulzeit in Augsburg weiß, dass sie Schauspielerin werden will. Gedanken über die Zeit nach dem Studium macht sie sich erst seit kurzem: "Ich möchte schon gern in ein festes Ensemble, und am liebsten an einem kleineren Haus, weil ich dort Möglichkeiten ausprobieren, an Aufgaben wachsen kann", sagt sie und ergänzt lachend: "Ich will spielen, spielen, spielen."

Für Stanislaus Dick ist der Ort nicht wichtig, wohl aber die Atmosphäre der Stadt und am Theater. "Ich mag ein Publikum, das Kunst schätzt", sagt der gebürtige Wiener und gibt auch zu: "Es ist mir wichtig, dass man mich sieht." Persönliche Befindlichkeiten stellen beide für ihre berufliche Zukunft hintenan.

Für das Zentrale Vorsprechen hat Dick einen Monolog des Leonce aus Büchners "Leonce und Lena", eine Szene als Fetzer aus Williams "Klassenfeind" und ein Brahms-Lied vorbereitet. Reinholz hat sich für einen Monolog der Agnès aus Molières "Schule der Frauen" und eine Szene mit Julie in Bauersimas "norway. today" sowie zwei Duette mit einer Kommilitonin entschieden.

Sonderlich nervös wirken beide nicht, aber Dick macht dann doch, rund eine Stunde vor den entscheidenden zehn Minuten auf der Studiobühne, sicherheitshalber eine paar Stimmübungen. Wie so viele andere, die sich im ganzen Haus verteilt haben ...

(hbm)
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