Kaarst Vorster Bauer heizt dem ersten Spargel ein

Kaarst · Dank Spezialheizung kann Landwirt Jürgen Robertz seit Beginn der Woche die ersten Stangen ernten. Der Konkurrenz ist er damit um Tage voraus.

 Landwirt Jürgen Robertz hat in eine spezielle unterirdische Heizungsanlage investiert, die die Spargelpflanzen schneller wachsen lässt.

Landwirt Jürgen Robertz hat in eine spezielle unterirdische Heizungsanlage investiert, die die Spargelpflanzen schneller wachsen lässt.

Foto: Lothar Berns

Der milde Winter hat Landwirt Jürgen Robertz einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine neuartige, eigens für den Spargelanbau konzipierte und deshalb auch ziemlich teuere unterirdische Warmwasser-Heizungsanlage sollte dem Spargelbauern aus Vorst eigentlich einen Zeitvorsprung von mindestens drei Wochen gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Jetzt sieht es so aus, als sei das herkömmlich — also ohne zusätzliche Wärmezufuhr — angebaute Edelgemüse dank des schönen Wetters ebenfalls schon bald zur Ernte bereit. Jürgen Robertz nimmt's gelassen. "So ist das eben in der Landwirtschaft", sagt er. "Das Wetter ist immer ein Risiko. Wir gehören trotzdem zu den ersten." Das heißt: Im Hofladen am Rottes gibt es jetzt schon Spargel.

Grundsätzlich beginnt die Spargelsaison je nach Witterung zwischen dem 30. März und dem 10. April. Sie endet nach einer Bauernregel traditionell am Johannistag, dem 24. Juni. Anbau und Ernte sind dabei kein Prozess innerhalb einer Saison. Das Gemüse ist eine Kultur, die über zehn Jahre gedeiht.

Jürgen Robertz hat sich vor 18 Jahren auf den Anbau von Spargel spezialisiert. Circa 25 Prozent seines Landes nimmt die Zucht mittlerweile schon ein. Die Jungpflanzen setzt er im März in die Erde. Auf einem Teil der Felder kommt ab sofort die besagte Heizungsanlage zum Einsatz. "Nur wenige Kollegen", sagt Robertz, "arbeiten bislang damit."

Mit einem Traktor werden die schwarzen Warmwasserschläuche in den Boden, direkt auf die Pflanzen, gelegt, dann die Beete aufgeschüttet — die für das Spargelfeld bekannten Erdwälle entstehen. "Das System kommt aus den Gewächshäusern", sagt Robertz. In zehn bis zwölf Jahren, schätz der Landwirt, hat sich die Anschaffung amortisiert. "Wir bauen selbstverständlich auch Spargel ohne Heizung an. Vom Geschmack unterscheidet sich der eine vom anderen überhaupt nicht. Es gibt zwei bis drei Sorten, bei denen beide Anbauarten möglich sind."

Ob mit oder ohne Heizung — auf den Feldern wird zum Schutz der Spargelspitzen vor Licht und für bessere Wärmebedingungen über die Dämme eine Folie gelegt. Während die Pflanze bei Minustemperaturen "schläft", wächst sie bei Temperaturen um die 20 Grad täglich mehrere Zentimeter, ein ganzes Jahr. In der ersten Saison lassen die jungen Pflanzen eine Erntezeit von zwei bis drei Wochen zu. Im Folgejahr sind es vier bis fünf Wochen, nach drei Jahren ist die Fläche so weit entwickelt, dass bis zu zehn Wochen geerntet werden kann.

Für die Ernte kann sich der Landwirt nicht auf seinen Traktor setzen. Sie ist pure Handarbeit. Die im Erdhügel treibende Pflanze wird mit den Fingern freigelegt. An jeder Pflanze wachsen mehrere Stangen, die mit dem Spargelstecher am unteren Ende bei etwa 30 Zentimetern abgeschnitten werden. Anschließend schließt der Bauer das Loch wieder. Jürgen Robertz erntet jeden Morgen nur so viel Spargel, wie er glaubt, am selben Tag zu verkaufen. Die ersten Kunden waren schon da.

(NGZ)
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