Neuss Walter Rau - neuer Eigner, neue Märkte

Neuss · US-Konzern Bunge übernimmt den mittelständischen Traditionsbetrieb, der im Neusser Hafen Öle und Fette produziert.

 Die Produktion von Walter Rau im Neusser Werk ermöglicht aktuell eine Kapazität von rund 190.000 Tonnen pro Jahr.

Die Produktion von Walter Rau im Neusser Werk ermöglicht aktuell eine Kapazität von rund 190.000 Tonnen pro Jahr.

Foto: Walter Rau

Good Morning! Zum ersten Mal wurde gestern bei Walter Rau eine Pressekonferenz in Englisch eröffnet; ein klares Zeichen, dass in dem 1887 als Ölmühle N. Simons Söhne gegründeten Unternehmen an der Industriestraße eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Seit dem 5. Oktober ist Bunge Deutschland GmbH neuer Mehrheitsaktionär der Walter Rau - Öl und Fett AG. Bunge hat 62,8 Prozent der Anteile am Neusser Traditionsbetrieb übernommen, die bisher von der Cremer Group mit Sitz in Hamburg gehalten wurden. Weitere Aktionäre sind nach wie vor ein Nachfahre aus der Familie von Walter Rau sowie die nichtgemeinnützige Wohlfahrtsstiftung Walter Rau von 1963, die im Sinne der Mitarbeiter operiert.

Der Neusser Mittelständler ist ab sofort Teil des weltweiten Bunge-Netzwerkes mit 35.000 Mitarbeitern an mehr als 450 Standorten in 40 Ländern. Gesteuert wird der amerikanische Konzern durch die Hauptverwaltung in White Plains, US-Bundesstaat New York. Gestern flogen die neuen (Europa-)Chefs aus Genf ein; stellten sich und die unternehmerischen Perspektiven in einer Betriebsversammlung der 200-köpfigen Belegschaft vor. Die Stimmung sei gut gewesen, gibt eine Unternehmenssprecherin später zu Protokoll: "Es gab Beifall!" Im April hatte Bunge sein Interesse an der Übernahme der Aktienmehrheit bei Walter Rau öffentlich gemacht, die nun nach Genehmigung durch die Kartellbehörden vollzogen wurde.

 Die neue Anlage im Hafen - als Signal für den Aufbruch in eine neue Zukunft.

Die neue Anlage im Hafen - als Signal für den Aufbruch in eine neue Zukunft.

Foto: Walter Rau AG

Für Tommy Jensen, Europachef bei Bunge, ist der Kauf ein Ausdruck von "Respekt", den sein Unternehmen den 200 Walter Rau-Mitarbeitern sowie deren Innovation, Produkten und Vertriebssystem entgegenbringe. Seine optimistische Zukunftsgleichung: "Ich denke doch, dass 2 und 2 in diesem Fall mehr als 4 sein wird." Für Walter Rau-Vorstand Franz te Baay sind nach der Übernahme nicht "Heben von Synergien" oder "Restrukturierung" die Stichworte, sondern Walter Rau werde fortan als Mitglied der Bunge-Familie noch stärker werden, vom weltweiten Vertriebsnetz profizieren und verfüge bei Investitionen über ein festeres finanzielles Fundament: "Ich bin überzeugt, dass Arbeitsplätze und Standort bei uns in Neuss sehr, sehr sicher sind." Walter Rau habe den ersten Schritt in die globale Welt getan.

 Walter Rau-Vorstand Franz te Baay (r.) zeigt den neuen Chefs - Tommy Jensen (l.) und William Dujardin von Bunge - das Werk an der Industriestraße.

Walter Rau-Vorstand Franz te Baay (r.) zeigt den neuen Chefs - Tommy Jensen (l.) und William Dujardin von Bunge - das Werk an der Industriestraße.

Foto: Lber

Neben der Leistungsfähigkeit von Walter Rau lobte William Dujardin auch den Standort im Neusser Hafen. Umgeben von vielen Betrieben der Lebensmittelindustrie verfüge er über beste logistische Anbindung zu Wasser - mehr als 140 Schiffe machen pro Jahr bei Walter Rau fest -, zu Schiene, zur Straße und zur Luft. Auch der Standort habe für die Übernahme von Walter Rau gesprochen. An dem Neusser Unternehmen gefalle ihm, so der Europa-Vizepräsident Food & Ingredients bei Bunge, die konsequente Ausrichtung auf den Kunden, die moderne Technologien und die Stärke bei der Entwicklung neuer Produkte. So kann Walter Rau nach eigenen Angaben nach bis zu 400 unterschiedlichen Rezepturen produzieren - nach individueller Anforderung industrieller Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetreiber.

(-lue)
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