Neuss Warnhinweise nur auf Deutsch

Neuss · Wenn bei Bauarbeiten ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wird, ist Eile angesagt. Meist muss der Kampfmittelbeseitigungsdienst noch am selben Tag anrücken, um die Gefahr zu bannen. Doch die jüngste Bombenentschärfung in Neuss zog sich unerwartet lange hin.

 Normalerweise hilft die Polizei mit einem Lautsprecherwagen aus. Letztes Mal war es die Feuerwehr.

Normalerweise hilft die Polizei mit einem Lautsprecherwagen aus. Letztes Mal war es die Feuerwehr.

Foto: woi

Die Evakuierung rund um die Dyckhofstraße im Barbaraviertel klappte nicht so zügig wie geplant. Immer wieder trafen die Ordnungskräfte noch Personen im zu räumenden engeren Gefahrenkreis an, so dass der Sprengmeister nicht mit seiner Arbeit beginnen konnte.

Ein Hauptproblem: die Information der Bürger. "Das Ordnungsamt ist ziemlich planlos", kritisierten Anwohner während der Evakuierung die Stadtverwaltung. "Wir wissen gar nicht, wo wir jetzt hingehen sollen." Dabei hatten es diejenigen, die Deutsch sprachen, schon gut. Denn die Lautsprecheransagen der Feuerwehr hallten ausschließlich auf Deutsch durch die Straßen. Zu verstehen waren sie dennoch kaum. Die Folge: Zahlreiche Bewohner in dem von vielen Migranten geprägten Viertel schauten ratlos aus den Fenstern oder standen orientierungslos auf den Straßen.

"Beim letzten Mal hat uns ausnahmsweise die Feuerwehr mit ihrem Lautsprecherwagen ausgeholfen", erklärt Stadtsprecher Tobias Spange. Normalerweise werde ein akustisch besser zu verstehendes Lautsprecher-Fahrzeug der Polizei eingesetzt. "Das war aber wegen der zeitgleichen Entschärfung einer Bombe in Mönchengladbach, die früher als die in Neuss gefunden worden war, und der großen Trauerfeier in Köln für die Absturzopfer nicht verfügbar."

Sprachbarrieren würden aber auch nicht mit dem Polizei-Lautsprecher überwunden. "Die Ansagen sind immer nur auf Deutsch, weil es sich um ganz aktuelle Informationen handelt, zum Beispiel, wo die Notunterkunft ist und wo die Evakuierungsbusse halten", erklärt Spange. Sollten diese Durchsagen auch auf Türkisch, Arabisch oder Polnisch erfolgen, brauche die Stadt staatlich anerkannte Übersetzer. "Die könnten wir in der Kürze der Zeit gar nicht auftreiben."

Für die allgemeinen Informationen zu einer Bombenentschärfung - beispielsweise über den Evakuierungsbereich, die Gefahrenkreise und luftschutzmäßiges Verhalten - habe die Stadt grundsätzlich schon vorbereitete Flugblätter in Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch, die dann vor Ort verteilt würden.

Info Ein Video von der Evakuierung im Barbaraviertel gibt es im Internet unter www.ngz-online.de

(NGZ)
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