Neuss Warum die Münsterschule noch immer steht

Neuss · Während vor Gericht um das Wohnungsprojekt gestritten wird, regt Bürgermeister Breuer einen Kompromiss mit alternativer Planung an.

Neuss: Warum die Münsterschule noch immer steht
Foto: Woi

Eigentlich sollte der Abriss längst in vollem Gange sein. Doch der graue Betonklotz der alten Münsterschule steht noch immer unberührt auf dem Areal zwischen Hafen und Quirinusmünster. Grund sind weitere Rechtsstreitigkeiten um den dort geplanten und genehmigten Bau von Wohnungen und Stadthäusern, wodurch die Lage ziemlich kompliziert geworden ist. Beim Verwaltungsgericht Düsseldorf liegt eine Klage gegen die Abrissgenehmigung vor, die aufschiebende Wirkung hat. Die Stadt wiederum hat deswegen zwar den sofortigen Vollzug der Abrissverfügung angeordnet, weil sie den Klotz so schnell wie möglich entfernt sehen will. Dagegen wiederum hat der Kläger Antrag auf Eilrechtschutz eingelegt, bestätigte eine Gerichtssprecherin. Deshalb bleiben die Bagger in Wartestellung.

Parallel läuft vor dem Oberverwaltungsgericht Münster noch die Klage der Industriebetriebe aus dem Hafen gegen die Baugenehmigung. Die war in erster Instanz abgewiesen worden, sprich: Die Baugenehmigung ist weiter gültig. Treibt man das juristische Gezänk um das Projekt auf die Spitze, könnte man also sagen: Man könnte derzeit zwar neu bauen, aber vorher nicht abreißen.

"Wir sind startklar", sagt Tanja Kilger, Niederlassungsleiterin NRW der Immobilienentwicklung BPD. "Aber wir haben noch kein rechtssicheres Urteil. Deshalb wäre ein Baubeginn jetzt mit einem Restrisiko behaftet, darauf wollen wir uns nicht einlassen." Sie geht nicht mehr davon aus, dass der Abriss noch in diesem Jahr beginnt, was eigentlich fest geplant war. "Wir würden die Fristen eigentlich gerne einhalten, aber das lässt sich kaum mehr halten." Die Pläne zu Bau und Abriss stellte der Projektentwickler bereits im August vor.

Immerhin laufen die Beweissicherungsverfahren, bei dem Gutachter Gebäude in der Umgebung untersuchen, um später Schäden auf die Bauarbeiten zurückführen zu können. Auch das gesamte Quirinusmünster soll, anders als zunächst geplant, untersucht werden. Die Gemeinde einigte sich mit dem Projektentwickler außerdem darauf, auch das Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert vorab zu prüfen. "Wir haben einen guten Kompromiss gefunden", sagt Kirchenvorstand Martin Flecken.

Ein Kompromiss in dem lange schwelenden Streit zwischen Stadt und Hafenbetrieben ist auch das, was Bürgermeister Reiner Breuer erwägt. Die Industrie fürchtet nämlich Beschwerden der neuen Anwohner wegen Lärmbeeinträchtigungen durch nächtlichen Hafenbetrieb. "Ich kann mir vorstellen, die bisherigen Planungen zu überdenken", erklärt Breuer und bringt die Idee ins Spiel, zur Hafenseite Gewerbe unterzubringen und Wohnbebauung im zur Innenstadt liegenden Teil. Der niederländische Investor will auf dem Gelände neun Stadthäuser und 18 Wohnungen errichten. "Wir wollen die Zeit nutzen, mit Eigentümer, Anliegern und Industrie ins Gespräch zu kommen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Wir wollen den Versuch einer Verständigung unternehmen", sagt Breuer.

Andreas Gruhn

(NGZ)
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