Neuss Warum Spielen für Kinder so wichtig ist

Neuss · Heute ist Weltspieltag. Toben, Ballspielen, Klettern und Brettspiele sind nicht nur schöne Freizeitbeschäftigungen, sondern auch für die Entwicklung nötig, mahnt der Neusser Kinderschutzbund. Er ist mit dem Spielmobil unterwegs.

 Ben (2) hat sich auf dem Spielplatz an der Daimlerstraße in der Nordstadt einen Ball aus dem Fundus des Spielmobils geholt. Paulina (1) und ihre Mutter schauen noch, was Olli Höhn vom Spielmobil im Angebot hat.

Ben (2) hat sich auf dem Spielplatz an der Daimlerstraße in der Nordstadt einen Ball aus dem Fundus des Spielmobils geholt. Paulina (1) und ihre Mutter schauen noch, was Olli Höhn vom Spielmobil im Angebot hat.

Foto: Georg Salzburg

Ben kann sich kaum entscheiden. Die Kiste des Spielmobils birgt so viele Schätze. Schließlich nimmt der fast Dreijährige einen Jonglierball und einen Federballschläger heraus. "Das geht nicht zusammen", erklärt ihm seine Oma, Renate Vogel. Dann doch lieber den Fußball. Und danach mit Freundin Paulina (fast zwei) auf die Rutsche. "Ich war als Kind fast nur draußen", erzählt seine Oma. "Fernsehen gab es ja noch so gut wie nicht." Paulinas Mutter (31) pflichtet der 59-Jährigen bei. "Bei mir war es auch so, und so handhabe ich es mit meiner Tochter", sagt Christina Müller. "Eimer, Schaufel - und ab auf den Spielplatz." Der Spielplatz an der Daimlerstraße war gestern um eine Attraktion reicher: Nach fast drei Jahren Pause machte das Spielmobil des Neusser Kinderschutzbunds dort wieder Station.

Spielen ist für Kinder ganz wichtig, erklärt Kinderschutzbund-Geschäftsführerin Gabi Becker zum heutigen Weltspieltag. "Es fördert die Entwicklung und die Kreativität", sagt sie. Dabei sei freies Spielen genauso bedeutend wie Brettspiele oder Computerspiele. "Das eine regt die Fantasie an und ermöglicht den Kindern, über Rollenspiele ihre Beobachtungen und Helden nachzuahmen. Bei Brettspielen lernen sie, Regeln einzuhalten und auch mal zu verlieren." Denn Regeln gelten auch in der Schule und später im Arbeitsleben. Gerade das Verlieren allerdings versuchten viele Eltern heute ihrem Nachwuchs zu ersparen. "Dabei ist das ganz wichtig für die Entwicklung", erklärt die Sozialpädagogin.

Grundsätzlich habe sich das Spielverhalten von Mädchen und Jungen in den vergangenen Jahrzehnten nicht sehr verändert. "Es sind zwar Neue Medien wie Nintendo, Wii, Playstation und das Handy hinzugekommen. Aber das ist nicht zu verteufeln", sagt Becker. "Vielmehr müssen Kinder lernen, damit umzugehen - so wie wir früher lernen mussten, nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen."

Langeweile sei ebenfalls ein großes Thema. "Eltern haben oft Angst davor, weil sie das Nörgeln der Kinder nicht ertragen wollen", weiß die Kinderschutzbund-Geschäftsführerin. Doch Langeweile zu bewältigen, gehöre ebenfalls zum Großwerden dazu. "Dadurch entwickelt sich nämlich die Kreativität." Dies sei insbesondere auf vermeintlich eintönigen Familienfesten zu beobachten. "Es ist ganz toll, was sich Kinder, die sich nur selten sehen, dann gemeinsam ausdenken, um die Langeweile zu überbrücken."

Anders als Kinder in früheren Zeiten hätten Mädchen und Jungen heutzutage aber zwei Probleme: "Zum einen fehlt ihnen Raum, in dem sie aktiv werden können, zum anderen - wegen der langen Schultage - die Zeit."

Dieses Problem hat Ben noch nicht. An der Daimlerstraße hat er ein Gerüst erklommen und schüttet Sand in ein Rohr, das sein Großvater von unten zuhält. "Jetzt die Hand weg!", ruft der Zweijährige und schaut begeistert zu, wie der Sand in einem Schwung nach unten fällt. "Der Spielplatz hier ist sehr schön", sagt Christina Müller, während Paulina auf einer Kleinkindschaukel sitzt. "Es ist schade, dass viele Spielplätze in Neuss so schlecht gewartet sind." Mitunter fehle nur eine Ladung frischer Sand.

(NGZ)
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