Neuss Was Eltern bei der Medien-Nutzung ihrer Kinder beachten sollten

Neuss · Was junge Menschen an der digitalen Welt fasziniert - und wie Eltern die Medien-Nutzung begleiten können, weiß Medienpädagoge Heiko Wolf.

 Sozial- und Medienpädagoge Heiko Wolf erklärt, warum Kinder und Jugendliche immer öfters zum Smartphone oder Computer greifen.

Sozial- und Medienpädagoge Heiko Wolf erklärt, warum Kinder und Jugendliche immer öfters zum Smartphone oder Computer greifen.

Foto: Woi

"Unsere drei Kinder - der Jüngste ist zwölf - haben Handys - wir kennen uns aber wenig mit mobilen Medien aus", sagen Christiane und Rainer Nellen aus Korschenbroich. Also sind die beiden dem Ruf des Netzwerkprojekts "s.i.n.us - Sicher im Netz unterwegs" des Rhein-Kreises in die Neusser Janusz-Korczak-Gesamtschule gefolgt. Dort hat Sozial- und Medienpädagoge Heiko Wolf von der Initiative Eltern und Medien der Landesanstalt für Medien NRW etwa 100 Eltern und Jugendliche über die Faszination und die Risiken mobiler Medienwelten, wie den Apps Instagram und Snapchat oder Computerspielen wie "Clash of Clans", informiert. "Ist es erlaubt Videos von der Plattform "Youtube" herunterzuladen? Wie sicher sind Daten, die ich per "Whatsapp" verschicke und wie schütze ich mein Kind vor Mobbing-Attacken im Netz?"

Auf (fast) alle Fragen seiner Zuhörer wusste Heiko Wolf eine Antwort: Musik-Downloads seien nur über Portale wie "Spotify" oder "Amazon Prime" uneingeschränkt erlaubt und illegales Herunterladen könne hohe Kosten verursachen; über Apps verschickte Inhalte können leicht in falsche Hände geraten und medienpädagogische Aufklärung helfe Cybermobbing-Opfern und sensibilisiere Täter. In den endlosen Weiten des Cyberspace lauern zahlreiche Gefahren, die Jugendliche oft nicht kennen: Rechtsextremismus, Pornografie, Pädophilie, zählt der Medienpädagoge auf. "Über fünf Klicks gelangt man von einer Internetseite wie web.de auf eine Seite mit pornografischen Inhalten", erklärt Wolf. Um Kinder über mögliche Risiken aufzuklären, sei ein ständiger Dialog über deren Mediennutzung unabdingbar. Auf eine genaue Altersgrenze für das erste Smartphone verzichtet Wolf: "Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell; zudem existieren verschiedenste Erziehungskonzepte." Ratsam sei, den Einstieg in die mobile Medienwelt hinauszuzögern, um Kinder nicht unnötig Risiken auszusetzen.

Mit dem Smartphone verhalte es sich nämlich wie mit einem Taschenmesser. "Es hat viele nützliche Funktionen; man kann damit aber auch verletzten", erklärt Wolf, etwa durch Beleidigungen in sozialen Netzwerken oder das Teilen von Fotos auf Snapchat. In dieser App ab 13 Jahre haben Bilder zwar ein Verfallsdatum, können jedoch durch Screenshots des Empfängers weiter verbreitet werden. Genauso verhalte es sich mit Texten, die, einmal im Netz veröffentlicht, nur schwer löschbar seien. Faszination üben auch Strategiespiele wie "Clash of Clans" aus. "Bei vielen Computerspielen verschwimmen die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt", warnt Heiko Wolf. "Die Kids spielen sich in einen regelrechten Rausch und geben viel Taschengeld für In-App-Käufe aus."

Seine Tipps: Medienzeiten mit den Kindern regeln, Smartphone abends ausschalten und auf die Nutzung am Essenstisch verzichten.

(NGZ)
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