Neuss Was von der Tour übrig bleibt

Neuss · Die Tour de France in Neuss ist Geschichte. Bilder von der Quirinusstadt wurden am Sonntag in 190 Länder übertragen. Doch hat das wichtigste Radrennen der Welt eine nachhaltige Wirkung? Die Meinungen gehen auseinander.

 Prominent platziert: Das Feuerwehr-Löschboot im Hafen war im TV gut zu sehen. Der Musiker MaximNoise (r.) an der Seite von Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer. Prominent platziert: Das Feuerwehr-Löschboot im Hafen war im TV gut zu sehen. Der Musiker MaximNoise (r.) an der Seite von Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer.

Prominent platziert: Das Feuerwehr-Löschboot im Hafen war im TV gut zu sehen. Der Musiker MaximNoise (r.) an der Seite von Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer. Prominent platziert: Das Feuerwehr-Löschboot im Hafen war im TV gut zu sehen. Der Musiker MaximNoise (r.) an der Seite von Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer.

Foto: Stadtwerke

Und nach rund drei Minuten war es dann auch schon vorbei. Für die Menschen, die am Straßenrand bei englischen Wetterverhältnissen auf das Peloton warteten, war es das erwartet kurze Vergnügen. Ein bisschen jubeln, ein bisschen klatschen, ein bisschen knipsen. Doch ist die Tour mehr als nur der blanke Blick auf die Stars auf den dünnen Satteln? Ist es Neuss womöglich sogar gelungen, dank der Fernsehbilder, die in 190 Länder übertragen wurden, nachhaltig im Gedächtnis der Zuschauer zu bleiben?

 200 Volunters zu finden, stellte kein Problem dar.

200 Volunters zu finden, stellte kein Problem dar.

Foto: Christoph Kleinau

Jürgen Brautmeier, ehemaliger Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, hat Zweifel. "Es war ein schöner Tag für die Stadt, ihre Bewohner und die Gastronomie, aber medial bleibt nicht viel übrig. Es war einfach zu kurz, um eine nachhaltige Wirkung auf das Image der Stadt zu haben", sagt der 62-Jährige, der Kittel und Co. in der Nähe des Kehlturms zuschaute. Auf einer LED-Leinwand konnte Brautmeier zwar "schöne, beeindruckende Bilder" von Neuss sehen - wie das Quirinusmünster, das vom ARD-Kommentator fälschlicherweise als "Quiriniusmünster" bezeichnet wurde -, "aber das war es dann auch schon."

 Viele Zuschauer wappneten sich mit Regenschirmen.

Viele Zuschauer wappneten sich mit Regenschirmen.

Foto: Kirschstein Frank

Als Beispiel nennt er die Stadt Cambridge. Dort habe er bereits vor drei Jahren eine Durchfahrt der Tour de France miterlebt: "Das war für die Stadt und für die Radsportfans ein schönes Erlebnis. Aber niemand fährt heute nach Cambridge, weil dort vor drei Jahren ein Radrennen stattgefunden hat."

 Ein Hinweis für die pfeilschnellen Radsportler.

Ein Hinweis für die pfeilschnellen Radsportler.

Foto: Christoph Kleinau

Sportdezernent Matthias Welpmann zieht ein positives Fazit und sieht das Ziel der Stadt, rund um die Tour das Thema Fahrradfahren breiter zu beleuchten, erreicht. "Das Konzept ist aufgegangen. Die Angebote rund um das eigentliche Ereignis wurden gut angenommen und die Stimmung war überall gut", sagt der Beigeordnete, der insbesondere den hoch frequentierten französischen Markt hervorhebt. Zudem wurde auf dem Münsterplatz für das Stadtradeln geworben. Zeitgleich fand der Niederrheinische Radwandertag statt.

Tour de France 2017: So grüßt die Region die Fahrer
10 Bilder

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Angesprochen auf das Thema Nachhaltigkeit, beurteilt Welpmann nicht die internationale Wirkung der Fernsehbilder, die er als "sehr gut" bezeichnet: "Für mich besteht die Nachhaltigkeit darin, dass die Neusser Bürger mehr Fahrrad fahren. Da kann so eine Spitzenleistung der teilnehmenden Athleten schon ein Ansporn sein."

Für Reiner Breuer hat die Stadt "alles richtig gemacht": "Es war ein erstklassiges Stadtfest und wir haben uns wunderbar präsentiert in den Fernsehmedien. Auch wenn sich der Marketingeffekt in Geld nicht messen lässt."

Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, spricht von einem "erlebnisreichen Tag": "Viele sind in der Innenstadt geblieben. Und trotz des Regens waren die Straßen voll. Es hatte fast schon etwas von Volksfeststimmung."

Nach einigen kritischen Stimmen über die angeblich zu informationsarme TV-Übertragung verteidigt Sturm die Verantwortlichen. "Es ist immer noch eine Sportsendung und kein Reisejournal", sagt der Neuss-Marketing-Geschäftsführer. Doch was bleibt von der Tour? Sturm erhofft sich von dem Event, dass es den Gästen auch das nächste Radrennen in der Quirinusstadt - die Tour de Neuss am 26. Juli - schmackhaft gemacht hat. "Da haben die Zuschauer die Möglichkeit, die Fahrer etwas länger zu sehen."

(jasi)
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