Neusser Woche Gewinnentnahme Bei Der Sparkasse Weniger kann durchaus auch mehr sein

Neuss · Vermutlich werden Kreis und Stadt Neuss auf eine Sparkassen-Ausschüttung verzichten müssen. Was im Moment schmerzt, kann langfristig gut tun.

Die Sparkasse ist zuverlässiger Partner in der Region, der als Branchenprimus im Rhein-Kreis gleich in mehrerer Hinsicht seinem Leitwort folgt und Menschen erfolgreich macht. Zunächst ist da der Finanzdienstleister, der nicht nur dem großen Geschäft hinterher jagt, sondern der sich auch um den kleinen Sparer unter den 460.000 Einwohnern im Kreis kümmert, den Privathaushalt, den Handwerkern und den Mittelständlern mit Krediten als Wirtschaftsförderer zur Seite steht. Das alles organisiert die Sparkasse mit einem (noch) dichten Filialnetz in ihrem Geschäftsgebiet.

Die Sparkasse arbeitet mit rund 1300 Beschäftigten erfolgreich, erwirtschaftet einen stattlichen Gewinn. Davon profitierten im vergangenen Jahr viele, denn letztlich flossen 13 Millionen Euro in die Gesellschaft. Sechs Millionen Euro zahlte die Sparkasse an Gewerbesteuern, hinzu kamen drei Millionen an Spenden für soziale Projekte und letztlich wurden vier Millionen Euro aus dem Gewinn entnommen, um sie an die vier Träger - neben dem Rhein-Kreis noch die Städte Kaarst, Korschenbroich und Neuss - auszuschütten. Wer diese Erfolgsbilanz inklusive der Leistungsfähigkeit des Arbeitgebers und Geldgebers nicht in Frage stellen will, der muss die Sparkasse gesund erhalten. In Zeiten geringer Zinsmargen, allumfassender Digitalisierung und zunehmender Auflagen gerade auch für öffentlich-rechtliche Finanzhäuser sind die Sparkassen-Lenker gezwungen, das Eigenkapital zu stärken und die Kosten zu senken. Die Frage wird also nicht lauten, ob die Sparkasse Filialen schließen wird, sondern wie viele sie schließen muss. Ohne dass jemand über betriebsbedingte Kündigungen spricht, wird doch die Belegschaft schrumpfen. Wenn die Sparkasse in diesem Jahr keinen Gewinnanteil entnimmt, dann ist das kein Alarmsignal, sondern vorausschauende Geschäftspolitik. Es wird sich erweisen, dass weniger (Ausschüttung) mehr (Finanzkraft) bedeuten kann.

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(NGZ)
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