Neuss Wenn Bewegung die Kunst bestimmt

Neuss · In der "Galerie am Atelierhaus" an der Uhlandstraße präsentiert Gisela Willems-Liening zwei Künstlerinnen, die jede auf ihre Art das Thema "Bewegung" transportiert. Die Eine mit Malerei, die Andere mit Objekten und Installationen.

 Birgit Brebeck-Paul (l. Objekte, Installationen) und Heike Ludewig (Malerei) stellen ihre Werke zum Thema "Bewegung" bis zum 30. März in der Galerie am Atelierhaus bei Gisela Willems-Liening aus.

Birgit Brebeck-Paul (l. Objekte, Installationen) und Heike Ludewig (Malerei) stellen ihre Werke zum Thema "Bewegung" bis zum 30. März in der Galerie am Atelierhaus bei Gisela Willems-Liening aus.

Foto: Lothar Berns

Der Titel der Ausstellung passt in mehrfacher Hinsicht. Zur Kunst, zum Saisonauftakt, zur Jahreszeit — alles ist "In Bewegung". Zum Auftakt ihres ersten kompletten Jahres als Galeristin und Mitbenutzerin der von Bildhauer Jürgen Zaun initiierten Ausstellungshalle am Atelierhaus Uhlandstraße (im Hof) hat Gisela Willems-Liening die beiden Künstlerinnen Birgit Brebeck-Paul und Heike Ludewig eingeladen, ihre Kunst gemeinsam auszustellen. Die vom Hörensagen gar nicht so richtig zusammenpassen will: stille Malerei (Ludewig) und rotierende, ratternde Objekte (Brebeck-Paul).

Man muss sie eben sehen. Und erkannt dann, dass eine Menschenschlange auf einer Leinwand voller Bewegung sein kann. Die Gesichter von Heike Ludewigs Figuren sind allenfalls angedeutet, allein die Körperhaltung jedes Einzelnen steht für die Bewegung. Der eine knickt seinen Körper ab und schaut in den Himmel, ein anderer winkelt ein Bein als Stütze für das Kramen in der Tasche an: Sie alle stehen und warten, aber wirken auch wie auf dem Sprung.

Noch stärker signalisieren das drei Frauenkörper, die Ludewig auf Folie gemalt und wie ein Mobilé aufgehängt hat. Dabei spielt sie mit der Erwartung des Betrachters, denn das freischwebende Folienrechteck zeigt keine Vor- und Rückseite einer Frau, sondern nur eine. Und weil der Ausstellungsbesucher die Luft bewegt, bewegt er auch diese drei Figuren vor einem verwischten blauen Hintergrund. Und verdoppelt diese Bewegung noch, denn ein Spot ist so ausgerichtet, dass die springende oder schreitende Frau einen ebensolchen Schatten auf die Wand wirft.

Während sich in Ludewigs Bildern Geschichten lesen lassen, machen die Arbeiten von Brebeck-Paul staunen. Vor allem die kinetischen Werke wie "Zwei Bälle und ein Hund", das an ein Karussell erinnert oder der "Guckuck", der Bilder von alten, von Esel getriebenen Brunnen befördert. Allen Arbeiten der Künstlerin ist gemeinsam, dass sie aus gefundenem Material zusammengebaut — fast muss man sagen "getüftelt" — werden. An die Elektronik lässt Brebeck-Paul Fachleute ran, aber der Entwurf stammt vom ersten Strich bis hin zum letztnötigen Trick , um die Beweglichkeit zu sichern, von ihr.

Sie verwendet, was ihr in die Hände fällt: Innereien eines Klaviers (für kinetische Wandbilder), alte Motoren, die bei ihr ein Hundekörper werden mit rotierenden Gardinenquasten als Ohren, Laufrollen von Transportbändern aus der Industrie, die in großen Stelen ein eigenes Leben entwickeln. Kaum einem Objekt sieht man die frühere Verwendung an — auch nicht, wie viel Elektronik drinsteckt. Alles läuft, rattert, rollt, dreht sich — und man steht fasziniert davor und fragt sich: Wie geht das?

(NGZ)
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