Neuss Wenn eigene Bilder wieder Leinwand werden

Neuss · Die Ausstellung des Künstlers Ralf Gemein im Atelierhaus Hansastraße zeigt ab dem 17. März Arbeiten aus den letzten drei Jahren.

 Der Neusser Maler, Musiker und Filmemacher Ralf Gemein stellt 30 seiner neuesten Bilder im Atelierhaus am Hafen aus.

Der Neusser Maler, Musiker und Filmemacher Ralf Gemein stellt 30 seiner neuesten Bilder im Atelierhaus am Hafen aus.

Foto: Woi

Beginnt der Kunstförderpreisträger Ralf Gemein ein neues Werk, dann steht er oft nicht vor einer weißen Fläche, sondern vor einem seiner älteren Bilder. Der 40-Jährige nutzt sie als Basis für seine Malerei, in der sich gegenständliche Silhouetten tapetenhaft wiederholen oder durch eine ausschnitthafte Darstellung so verfremdet werden, dass nur noch der Kenner sie wiederfindet.

Ihren Ursprung finden alle seine Bilder in der Fotografie. Gemein lichtet ungeordnete Lego-Blöcke ab, sucht in den Steinhaufen geometrische Formen und setzt diese auf seinem Computer in Szene. Dass sich in den sich überschneidenden Farbflächen Plastik-Piratenhüte, Ritterschilde und stark vergrößerte Bauklötzchen verbergen, ist beinahe nicht mehr zu erkennen. Und bei der Suche helfen will Gemein nur ungern: "Wenn ich meine Bilder erkläre, dann entzaubere ich sie immer ein bisschen." Zudem mache er Kunst nicht als Dialog mit dem Betrachter, sondern aus einem anderen Grund: "Die geometrischen Formen der Lego-Steine geben mir einen Vorwand zum Malen." Denn malen muss er, der Meisterschüler des niederländischen Konzept-Künstlers Jan Dibbets. Obwohl sich die jüngere Generation laut Gemein immer weiter von der Malerei entfernt, komme er um das Medium nicht herum. "Photoshop ist mein Skizzenbuch, die Bilder entwerfe ich auch damit. Ich wurde einmal gefragt, warum ich sie dann nicht einfach ausdrucke", sagt der Maler. Doch zu sehr ist Gemein in die Leinwand verliebt, zu wichtig sind ihm die stumpfen Acryltöne, die er - zur Verwunderung einiger Kollegen - teuren Ölfarben vorzieht.

Alle Werke sind quadratisch, denn für ihren Erschaffer gibt es immer genau zwei Möglichkeiten, sie aufzuhängen. Aus kleinen "Fenstern" in den Arbeiten schaut der Betrachter in die Vergangenheit des Künstlers, sieht alte Schwarz-Weiß-Arbeiten, die einst metergroß in anderen Ausstellungen zu sehen waren und jetzt Grundlage für 45 mal 45 Zentimeter große, neue Werke sind. "Bei meinem letzten Umzug habe ich dafür viele Bilder zerstört und übermalt", verrät Gemein. "Es geht mir nicht mehr darum, neue Bilder zu malen, sondern gute."

30 Arbeiten zeigt die kostenlose Ausstellung, die mit der Vernissage am Donnerstag (19 Uhr; Ausstellung mittwochs von 17 bis 20 Uhr, samstags 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 17 Uhr) eröffnet wird.

(bur)
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