Neuss Wie die Unfallkreuzung entschärft wird
Neuss · Bei einem Behördengipfel wurden Maßnahmen festgelegt, die die Kreuzung der Kreisstraßen 20 und 30 südlich von Schlicherum sicherer machen sollen. Für Tempolimit oder gelbe Blinklichter sehen die Experten keine Notwendigkeit.
Nach mehreren Unfällen mit einem Toten und etlichen Schwer- und Leichtverletzten sprechen Polizei und die Verwaltungen von Stadt und Kreis zwar immer noch von keinem "klassischen Unfallhäufungspunkt" an der Kreuzung der Kreisstraßen 30 und 20, aber sie handeln - nicht zuletzt auf Druck der Politik. Bei einem kleinen Behördengipfel wurde ein Paket mit sieben Maßnahmen geschnürt, die der Kreis nun zeitnah umsetzen will. Zudem wurden Sofortmaßnahmen verabredet und Prüfaufträge verteilt. Von einem Kreisverkehr zur Entschärfung der Situation ist nicht mehr die Rede. Eine solche Maßnahme scheitert nicht zuletzt an der Grundstücksfrage.
Im Bezirksausschuss Rosellen will die Verwaltung erstmals die Politik informieren, von der keine Beschlüsse benötigt werden. Was die Unfallkommission als richtig erkennt, sei wie eine Anordnung zu werten, klärte ein Sprecher der Kreisverwaltung vergangene Woche schon die Mitglieder des Planungsausschusses auf.
Basis des Maßnahmenpaketes ist ein Verkehrsgutachten, das der Kreis in Auftrag gegeben hat. Im Kern geht es bei den Veränderungen um Verbesserungen der Ampelschaltung. Eine Herabsetzung des Tempolimits auf der K 30 schien nicht erforderlich, Vorsignale wurden als "nicht zielführend" bewertet. Begründung: Geht das gelbe Blinklicht an, um auf den Wechsel der Ampel auf Rot anzuzeigen, drücken viele erst recht aufs Gaspedal, um noch durchzuhuschen. Allerdings prüft die Polizei jetzt eine mobile Rotlichtüberwachung.
Verabredet wurden:
Erstens: Der Linksabbieger aus der K 30 Richtung Hoisten bekommt eine eigene Signalisierung. Das soll nicht zuletzt verhindern, dass schnelle Fahrzeuge die Fahrzeugschlange vor der Ampel über die Linksabbiegespur überholen.
Zweitens: Die Steuerung der Ampel über die trägen Induktionsschleifen im Boden wird durch Videotechnik ersetzt. Das soll eine größere Flexibilität der Anlage bringen.
Drittens: Der parallel laufende Fahrrad- und Fußgängerverkehr bekommt künftig nicht mehr nur auf Anforderung Grün, sondern wird mit dem Geradeausverkehr synchron geschaltet.
Viertens: Die Zeiten zwischen den jeweiligen Farbwechseln werden erhöht. Das soll Konflikte durch Rotfahrer in den ersten beiden Sekunden verhindern, heißt es zur Begründung.
Fünftens: Die Ampelschaltung wird Tag und Nacht von unterschiedlichen Programmen gesteuert.
Sechstens: Linksabbieger, die aus Rosellen auf die K 30 einbiegen wollen, bekommen einen Grünpfeil mit eigener "Nachlaufzeit". Damit ist ein (gefahrloses) Linksabbiegen noch möglich, wenn der Gegenverkehr schon Rot hat.
Siebtens: Die Gelbzeit in der Zufahrt über die K 20 aus Rosellen wird von fünf auf vier Sekunden reduziert.
Zu diesem Paket, das der Kreis nach Auskunft der Kreisverwaltung "noch in diesem Jahr" umsetzen will, kommen zwei Sofortmaßnahmen. So wird das Ortseingangsschild in Schlicherum, das die Sicht auf einen Teil der Ampelzeichen leicht verdeckt, ein wenig versetzt. Zudem soll der Grünbewuchs entfernt werden, der Autofahrern auf der K 20 aus Richtung Schlicherum vor der Kreuzung die Sicht verstellt.