Neuss Wie junge Sportler das Fliegen lernen

Neuss · Höher, weiter, schneller: Die Turngemeinde (TG) reagiert mit einem neuen Free-Running- und Parkour-Angebot auf die Wünsche mutiger Jugendlicher. "Fliegende Menschen" wollen erfahren, wie sie vermeintliche Grenzen überwinden.

 Mittwochs gibt es in der Turnhalle der Clarenbach-Schule in Vogelsang fliegende Menschen zu sehen. Bei den neuen Trendsportarten Free-Running und Parkour lassen sich junge Sportler von keinem Hindernis aufhalten.

Mittwochs gibt es in der Turnhalle der Clarenbach-Schule in Vogelsang fliegende Menschen zu sehen. Bei den neuen Trendsportarten Free-Running und Parkour lassen sich junge Sportler von keinem Hindernis aufhalten.

Foto: Woi

Wer kennt es nicht, das zerrende Gefühl der großen Überwindung: "Je länger man darüber nachdenkt, desto schwerer fällt es einem, sich auf seinen Sprung einzulassen", sagt Mary-Lee Lautner (18), während sie einen Hochsprung über einen Bock mit Luft-Salto aus der Ferne beobachtet. Sich selbst überwinden, sich an seine Grenzen tasten und immer mutiger werden - das ist laut Organisatorin Mary-Lee Lautner das, was beim neuen Free-Running- und Parkour-Kursus der Turngemeinde (TG) Neuss zählt.

Free-Running und Parkour sind zwei Trendsportarten, die vor wenigen Jahren aus England und Frankreich auch nach Deutschland geschwappt sind und von vielen Jugendlichen begeistert verfolgt werden. Die TG lässt beide Sportarten miteinander verschmelzen. "Es geht darum, Hindernisse schnell und unkompliziert zu überwinden - und zwar möglichst dynamisch mit lockeren, schwungvollen Sprüngen", erklärt Lautner.

Vor genau einem Monat startete das neue Angebot in Neuss auf Nachfrage vieler Turner in anderen TG-Gruppen. Der Verein reagierte prompt und rief eine neue Gruppe ins Leben, die sich jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr in der Turnhalle der Clarenbach-Schule trifft. "Heute sind es schon rund 20 Jugendliche, die regelmäßig kommen", sagt die 18-Jährige.

Geleitet wird der neue Übungskursus von den drei Freunden Konrad Thiede (22), Christopher Brings (24) und Christian Kessel (20) aus Jüchen, die sich seit Jahren für die außergewöhnlichen Sportarten begeistern. "Inspiriert werden wir etwa von anderen Sportlern, die ihre Videos im Internet veröffentlichen", sagt Christopher Brings, der schon mit 16 Jahren das erste Mal Hindernisse springend hinter sich gelassen hat.

Anscheinend völlig ohne Angst toben sich jede Woche auch Leon Faix und Sebastian Knaack in der Turnhalle aus. Mal sind es Saltos, Sprünge an der Wand entlang oder Schwünge durch die ganze Halle. Dabei kennt keiner von ihnen Grenzen. "Der einzige Gegner, den wir haben, sind wir selbst", erzählt Leon Faix (16) über die Leidenschaft, die er mit seinem Parkour-Kollegen Sebastian Knaack (18) teilt.

Ein solches Angebot habe bei der Turngemeinde bisher immer noch gefehlt, berichten beide. Die jungen Neusser kommen nicht ohne Erfahrung - beide sind schon in anderen Vereinen mit dem Free-Running oder dem Parkour auf Tuchfühlung gegangen. "Dafür mussten wir bisher aber immer weite Wege in Kauf nehmen", sagt Sebastian Knaack, der mittlerweile kaum mehr von Überwindungen spricht, wenn mal wieder ein spektakulärer Sprung ansteht.

Genau das ist die Kunst, die dahinter steckt. Was jetzt noch fehlt, ist allerdings eine geeignetere Sportstätte, denn die Aufbauten und vor allem die vielen Sportler benötigen eigentlich deutlich mehr Platz, als die kleine Turnhalle der Clarenbach-Schule bietet. "Wir sind schon auf der Suche. Doch die gestaltet sich schwierig, weil fast alle Hallen mittwochabends ausgebucht sind", sagt Organisatorin Mary-Lee Lautner, die gerade bei der TG eine Berufsausbildung begonnen hat.

Wegen der starken Nachfrage ist sie überzeugt, dass sich der Kursus fest im Programm der TG etablieren wird. "Wir sind auf jeden Fall dabei", sagen Leon Faix und Sebastian Knaack, die genau wie die anderen Sportler voll hinter dem neuen Angebot stehen.

(NGZ)
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