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Neuss Wie Neuss Behinderte integriert

Neuss · Die Gestaltung eines gleichberechtigten Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Behinderung geht nicht schnell genug voran. Das war Ergebnis einer Fachtagung zum Thema Inklusion. Neuss aber kann Erfolge vorweisen.

Absichtserklärungen fangen oft mit "Man sollte mal" an. Solche Formulierungen möchte Frank Hensel, Caritasdirektor im Erzbistum Köln, beim Thema Inklusion nicht mehr hören und lesen. Denn mit "man sollte mal" komme man beim Gestalten eines gleichberechtigten Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Behinderung nicht schnell genug voran. Schub bringe nur, so steckte er gestern bei einer Fachtagung im Hotel Novotel den großen Rahmen ab, eine Gesetzgebung, die "einen Anspruch auf Betreuung und Bildung im Regelumfeld absichert".

Und vor Ort, so schob Wilfried Gaul von der St. Augustinus-Behindertenhilfe nach, müsse es mehr politisch moderierte Runde Tische geben. Mit Behindertenbeauftragtem, aber auch mit Behinderten, die "als Experten in eigener Sache" gehört werden. "Die Politik muss gefordert werden."

Gaul, zugleich Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe im Erzbistum Köln, fand gerechtfertigt, dass der Caritas-Diözesanverband die Tagung nach Neuss geholt hat. Die Stadt, so sagte er, sei beim Thema Inklusion eine "kleine Perle". Festmachen kann er den Anspruch an der Initiative Gemeinsam lernen und leben (Igll) oder der Integrationsfirma "Schnitt-Gut" der Gemeinnützigen Werkstätten, die demnächst um eine Wäscherei mit 30 bis 40 Arbeitsplätzen für Menschen mit und ohne Behinderung ergänzt wird.

Gaul nannte ferner die Auflösung der Psychiatrischen Kliniken zugunsten von Wohnverbünden und die Netzwerke Bleichgasse und Oberstraße der St. Augustinus-Kliniken. Dort, so Gaul, finden Menschen mit Behinderung nicht nur Beratung durch die Behindertenhilfe und die Selbsthilfegruppe "Mensch zuerst". "Seelsorge, ambulant betreutes Wohnen, Bildung und Freizeit — vom Netzwerk gehen inklusive Impulse aus", sagte Gaul. Und es wird von immer mehr Neussern genutzt.

Wer das Thema Behinderung in die Mitte der Gesellschaft holen möchte, muss das auch mit den Einrichtungen und Diensten tun. Die Lebenshilfe ist wieder in der Stadt, das Diakonische Werk zieht mit seinem Haus der Diakonie nach. "Wir haben alle begriffen, dass wir nicht dorthin gehören, wo die Mieten billig sind, sondern in die Mitte", sagte Gaul.

"Warum muss immer alles in Sonderwelten stattfinden?", trieb Hubert Hüppe die Frage weiter. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung ist überzeugt, Menschen mit ohne und ohne Behinderung müssten so früh wie möglich, so lange wie möglich und bei so vielen Gelegenheiten wie möglich zusammensein. Dann würden sich gegenseitige Vorbehalte auflösen.

Dazu müsste sich aber die Einstellung zu dem Thema ändern: "Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie verhindern will, sucht Begründungen" hatte er in seinem Vortrag dazu festgestellt. Und die Praxisbeispiel, die den Tagungsteilnehmern vorgestellt wurden, gaben dem Recht. Es geht.

Beim Thema Inklusion sieht sich die Caritas auch selbst gefordert. Hensel kündigt an, modellhaft würden weitere 50 Arbeits- und zehn Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen.

(NGZ)
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