Neuss Wie viel Smartphone ist noch smart?

Neuss · An der Gesamtschule an der Erft testen Schüler eine App, die misst, wie lange sie das Smartphone am Tag nutzen.

Neuss: Wie viel Smartphone ist noch smart?
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Noch mal schnell das neueste Video vom Youtube-Star gucken. Oder bei Whatsapp die Hausaufgaben mit den Mitschülern austauschen. Und was gibt's eigentlich Neues von Sängerin Selina Gomez beim Fotoportal Instagram? Das Smartphone gehört für Jugendliche zum Alltag. An der Gesamtschule an der Erft stellt man sich nun die Frage: Wie viel Smartphone darf es am Tag sein? Die Medienscouts der Schule stellen deshalb in diesen Tagen ihren Mitschülern eine App vor, mit der die Schüler ihren eigenen Handykonsum kritisch hinterfragen sollen.

Neuss: Wie viel Smartphone ist noch smart?
Foto: Schule

"Menthal" heißt das Programm, das aufzeichnet, wie viele Minuten welche App genutzt wird - und wie oft man den Smartphone-Bildschirm entsperrt, um nach neuen Nachrichten zu schauen. Sechs Schüler aus der Medienscout-AG haben mithilfe des Handyprogramms eine Woche lang ihre eigene Nutzung aufgezeichnet - und waren überrascht: Hatten sie vor dem Test ihre Smartphonenutzung pro Tag auf zwei bis drei Stunden geschätzt, zeigte das Programm meist mehr als fünf Stunden Nutzung an. Den Rekord verzeichnete ein Schüler laut Lehrerin Ramona Peiffer mit neun Stunden Smartphonenutzung an einem Wochenendtag. Ihm sei langweilig gewesen, und da habe er einige Zeit auf dem Smartphone gespielt, sagt die Lehrerin und Leiterin der Medienscout-AG. "Es war für die Schüler sehr beeindruckend, die Zeiten schwarz auf weiß zu sehen", sagt Peiffer.

Die Medienscouts gibt es an der Schule seit über zwei Jahren. In fünf Workshops waren einige Schüler vom Kreismedienzentrum geschult worden, an neue AG-Mitglieder haben sie ihr Wissen weitergegeben. Seither treffen sie sich wöchentlich und beschäftigen sich mit der digitalen Medienwelt. Dabei geht es vor allem darum zu lernen, wie man sicher und kompetent mit den digitalen Medien umgeht. Der sichere Umgang mit den eigenen Daten wird diskutiert oder die Frage, wie man es verhindern kann, dass Mitschüler über digitale Chats gemobbt oder bloßgestellt werden. Ihr Wissen geben die Medienscouts dann an die anderen Schüler weiter.

"Wir haben festgestellt, dass die Schüler immer früher mit Smartphones anfangen", sagt Peiffer. Das zeigt auch die JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest: Während 2012 nur 28 Prozent der 12- bis 13-Jährigen ein Smartphone besaßen, waren es 2016 bereits 91 Prozent. Deswegen gehen die Medienscouts bald auch in die fünften Klassen und wollen dort die Fragen der Schüler beantworten. Bei einem ersten Gespräch hätten sich bei den Jüngsten bereits Fragen ergeben, sagt Peiffer.

Nun werden die Medienscouts durch die Klassen der Gesamtschule ziehen und ihren Mitschülern die App vorstellen. Für sich selbst hätten die sechs Schüler schon erste Konsequenzen aus dem Test gezogen, sagt Lehrerin Peiffer: Bei den Hausaufgaben zum Beispiel bleibe das Smartphone nun meistens ausgeschaltet. Das neueste Bild von Selina Gomez schauen sie dann einfach später an.

Milena Reimann

(NGZ)
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