Neuss Wohliges Heimatgefühl unter kabarettistischer Lupe

Neuss · Die neuen Medien haben die Welt erobert. Sogar den Niederrhein. Dort kollidieren sie zuweilen mit den regionalen Eigenheiten der Menschen, die diesen Landstrich zwischen Belgien, Holland und dem "anderen" Deutschland besiedeln. Als eigenen Mikrokosmos bezeichnete Stefan Verhasselt, Moderator von WDR 4, Kabarettist und zugleich auch gebürtiger Niederrheiner aus Straelen (mit Dehnungs-A!), dieses spezielle Territorium, das er in seinem aktuellen Programm "Niederrhein 3.0" im Theater am Schlachthof einmal ganz genau unter die Lupe nahm.

 Stefan Verhasselt vor dem niederrheinischen Himmel.

Stefan Verhasselt vor dem niederrheinischen Himmel.

Foto: H. Berns

Dabei kam er unter anderem zu der Erkenntnis, dass Facebook hierzulande so neu gar nicht ist, denn es gab schon immer eine Institution, die genauso funktioniert: "Niederrheinische Friedhöfe. Da sieht man auf den Grabsteinen auch ganz genau die Namen, Nachnamen, Geburtstag, Todestag, und wer mit wem, wann, wie und wo verbandelt war." Das brachte ihn zu der Frage, was eigentlich mit den echten Facebook-Profilen passiert, wenn der Inhaber stirbt. Werden dafür extra Buttons wie "Gefiel mir" installiert? Und gibt es nach Facebook-Partys auch Facebook-Beerdigungen, auf denen plötzlich zehntausende fremder Gäste auftauchen? "Einfach mal laut nach vorne denken", nannte Verhasselt diese Gedankengänge.

Doch kam er allzu bald wieder auf realere Themen. Zum Beispiel die hier gepflegte Eigenart, Befehle durch das an sich positiv besetzte Wort "schön" auszudrücken. "Du gehst jetzt mal schön ins Bett" beispielsweise bedeutet, dass dies sofort und ohne Verzug zu geschehen hat. Und es hat nichts damit zu tun, dass es im Bett vielleicht tatsächlich schön ist.

So dröselte Verhasselt den Abend über weitere niederrheinische Sprachvariationen und Verhaltensmuster auf, meist verpackt in Geschichten über die Nachkriegsgeneration, bei der all diese liebenswerten Eigenschaften noch am deutlichsten zutage träten. Ein Programm dass nicht immer zum Brüllen komisch ist, aber auf humorvolle Weise ein sehr wohliges Heimatgefühl aufkommen lässt.

(NGZ)
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