Neuss Wunderbare Töne auf dem Klavier gezaubert

Neuss · Scheunen-Konzerte auf der Museumsinsel Hombroich sind immer ein wenig anders: mal wild und unglaublich fordernd mit zeitgenössisch musikalischem Experimentieren, mal streng konservativ und der klassischen Schatztruhe verpflichtet. Beim Mailänder Pianisten Orazio Sciortino und seinem Konzert unter dem Motto "Quasi una fantasia" traf beides zu.

Er faszinierte als streng disziplinierter Virtuose mit einer eminent interpretatorischen spielerischen Könnerschaft. "Jung, aber reif" - die Worte von Programmchef Rainer Wiertz trafen den Künstler auf den Punkt genau, dieser zauberte auf dem Klavier die wunderbarsten Töne. Carl Philipp Emanuel Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und zweimal Sciortino - für Abwechslung und Tiefe war gesorgt. Die Tonsetzung des Bach-Sohns klang wie gemacht für die Einführung. Sie nahm beinahe schon alles vorweg, was an kompositorischem Höhenflug folgte. Alles andere als altbacken, sondern geradezu modern kam diese Fantasia in fis-moll bei Sciortino über.

Genauso verhielt es sich beim Romantiker Mendelssohn Bartholdy, dessen Fantasie in der gleichen Tonart gegeben wurde. Auch da zeigte sich Sciortino auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Er schöpfte die vielen Freiheiten des Stücks gekonnt aus. Sprühend vor Spielfreude meisterte er die höchsten Schwierigkeitsgrade. Auffallend auch, wie konzentriert der Pianist zu Werke ging. Keine Miene regte sich bei ihm - und war der Zwischen-Applaus auch noch so intensiv.

Nach der Pause lebte das Konzert vom Wechsel: Zeitgenössisch geschriebene und vorgetragene Stücken bestimmten das Repertoire. Das Wesentliche setzte sich im Kopf der Zuhörer um. Das Konzert war vor allem eins: fantastico.

(klnie)
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