Neuss Yareto soll Werhahn KG sexy machen

Neuss · Beim 175 Jahre alten Neusser Mischkonzern hat die Digitalisierungsstrategie nun auch einen Namen: Yareto, das neue Autokredit-Vergleichsportal. Das Startup übertrifft bereits den Businessplan. 2020 soll die Gewinnzone erreicht sein.

 Nach vorn schauen und zu packen: Andreas Finkenberg ist Chef von Yareto mit Sitz an der Hammer Landstraße.

Nach vorn schauen und zu packen: Andreas Finkenberg ist Chef von Yareto mit Sitz an der Hammer Landstraße.

Foto: Yareto

Die Werhahn KG ist in der digitalen Welt angekommen. Die Online-Strategie des Neusser Mischkonzerns hat jetzt auch einen Namen: Yareto, das neue Auto-Kredit-Vergleichsportal. Das noch junge Startup gehört zu den Unternehmen der sogenannten FinTechs (Finanztechnologie), die auf dem Finanzmarkt Dienstleistungen anbieten, ohne selbst eine Bank zu sein. Und so funktioniert Yareto: Die Plattform vermittelt innerhalb von Minuten einen Autokredit. Dabei wendet sich das Portal an die Händler, die bereit sind, ihren Kunden mehr (kostensparende) Transparenz und Vielfalt bei der Wahl ihres Kreditgebers einzuräumen.

Bisher arbeitet der Händler im Normalfall mit ein oder zwei der 28 führenden Autobanken im Markt zusammen. Yareto weitet diesen Wettbewerb jetzt auf. "Zehn Banken aus einer Hand", sagt Andreas Finkenberg (57), Ideengeber, Mitgründer, Geschäftsführer und Motor des Start-ups. Am 1. Juli gestartet, arbeitet Yareto bereits mit sieben Banken zusammen. Bis Mitte 2017 werden es, so Finkenberg, "10 bis 15" sein. Für Händler und Käufer ist die Teilnahme kostenfrei; kommt ein Darlehnsvertrag zustande, bezahlt die zum Zuge kommende Bank eine "moderate Provision" an Yareto, so Finkenberg. Die lägen "etwa bei der Hälfte des marktüblichen Niveaus".

In den ersten fünf Monaten generierte Yareto nach eigenen Angaben bereits Autokreditanfragen in Höhe von 50 Millionen Euro; 3800 Verträge wurden angefragt. Mehr als 2700 Kfz-Händler sind bereits für die Nutzung des Portals registriert und jede Woche kommen rund 100 neue Händler hinzu. In nur vier Jahren will er mit Yareto in der Gewinnzone sein. "Zalando hat dafür sechs Jahre benötigt", sagt Finkenberg.

Dass Andreas Finkenberg an den Erfolg glaubt, belegt er. Für Yareto gab er seinen Job als Geschäftsführer bei der Bank11 auf. Nun ist er nach 30 Jahren im Bank-Geschäft "der Andreas", sitzt in einem Großraumbüro an der Hammer Landstraße, umgeben von 30 coolen, jungen Leuten, darunter vielen IT-Freaks. Die Software hat sein Team "komplett von Null auf entwickelt". Dass Werhahn nicht ausgereifte Innovation dazu kauft, sondern selbst forscht und entwickelt, ist untypisch fürs Familienunternehmen, das vor 175 Jahren gegründet wurde und heute weltweit mit 9400 Mitarbeitern 3,2 Milliarden Euro Umsatz macht. Der Grund: Was Yareto tut, gab es bisher nicht im Markt. So kontert Finkenberg auch die süffisante Anmerkung, Werhahn sei ziemlich spät ins digitale Geschäft eingestiegen: "Spät? Nein, es ist genau der richtige Zeitpunkt, denn unsere Geschäftsidee gab's bisher nicht. Wir sind die ersten und einzigen." Wann kommen die Nachahmer: "Die werden kommen, aber wir nutzen jeden Tag, um die Distanz zwischen uns und unseren Verfolgern zu vergrößern."

Dass die etablierten Banken und Sparkassen nicht erfreut über das sind, was Yareto forciert, weiß Finkenberg. Er kennt den beinharten Kampf im Markt der Autofinanzierer und hat auch die Bank11 in nur fünf Jahren zu einem der führenden Platzhirschen gemacht. Und jetzt kannibalisiert er seine eigene Bank aus der eigenen Werhahn-Gruppe heraus? "Das muss erlaubt sein", sagt Finkenberg, "ehe es andere machen, machen wir es lieber selbst." Bank11 gehört zu den sieben Partnerbanken von Yareto, doch der Chef macht klar: "Wir sind unabhängig. Da gibt es keine Sonderkonditionen." Für Andreas Finkenberg ist Yareto erst am Anfang. Denkbar sei die Ausweitung auf andere Branchen. Möbel könnten ein Produkt sein. Doch der Nimmermüde führt anderes im Schilde. Er will perspektivisch mit dem Autokredit-Portal ins benachbarte Ausland expandieren. "Damit befassen wir uns", sagt Finkenberg - und eilt dem nächsten Meeting entgegen.

(-lue)
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