Neuss Zurück zu alten Sirenen: 37 Standorte geplant

Neuss · 20 Jahre nach dem Verstummen der letzten Sirenen baut die Stadt wieder ein flächendeckendes Warnsystem auf. Baubeginn ist 2017.

 Zum Bild der alten Münsterschule an der Quirinusstraße gehört bis zum Abbruch des Gebäudes im Jahr 1970 auch die Sirene auf dem Dach.

Zum Bild der alten Münsterschule an der Quirinusstraße gehört bis zum Abbruch des Gebäudes im Jahr 1970 auch die Sirene auf dem Dach.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Innerhalb der nächsten vier Jahre wird in der Stadt wieder ein flächendeckendes Warnsystem mit Sirenen aufgebaut. Insgesamt sind nach Angaben der Verwaltung 37 dieser Hochtöner nötig, damit alle bebauten und damit auch bewohnten Ortslagen erreicht werden können. Rund 800.000 Euro - also rund 20.000 Euro pro Stück - werden für das Vorhaben insgesamt veranschlagt. Die reine Planungsleistung eines Expertenbüros wird aus einem Landeszuschuss in Höhe von 61.000 Euro beglichen.

Auf die zwingend notwendigen wöchentlichen Probe-Alarmierungen werden die Neusser nicht warten müssen, bis das ganze Netz steht. Denn das System geht wohl schon 2017 mit voraussichtlich zehn Geräten in Betrieb. Die möchte Stadtbrandmeister Joachim Elblinger zuerst in der Kernstadt aufbauen, wo Wohnen einerseits und der Hafen mit seiner Industrie und einem entsprechenden Schadenspotenzial andererseits eng beieinander liegen.

Die Koalition von CDU und Grünen hatte die Rückkehr der Sirenen auf die Tagesordnung des Rates gesetzt und damit ein Thema zum Antrag erhoben, das Bürgermeister Reiner Breuer als erledigt ansieht. Schließlich war der Aufbau eines solchen Systems schon im Vorjahr mit dem Brandschutzbedarfsplan beschlossen worden. Nun gibt es halt zwei Beschlüsse - einer davon "nur zur Show", wie Breuer Richtung Koalition stichelte.

Dass es keines weiteren Beschlusses bedurft hätte, machte die Verwaltung mit einem Sachstandsbericht deutlich, den sie noch in gleicher Sitzung geben konnte. Grundlagenermittlung, Beschallungskonzept und Entwurfsplanung der Standorte liegen bereits vor, nun folgen nach Elblingers Angaben noch Ausführungsplanung, Ausschreibung - und Montage. Wo irgend möglich, wird dabei auf öffentliche Gebäude zurückgegriffen. Für eine "Hand voll Fälle", so Elblinger, sind aber noch Gespräche mit privaten Eigentümern von bevorzugten Flächen nötig.

Vor 20 Jahren wurden die letzten Sirenen vom Bund abgeschaltet, nun kehren sie auf die Dächer zurück. Bei Festlegung der Standorte geht der Fachplaner davon aus, dass der Schalldruck der Anlage in einem Umkreis von 500 Metern so groß sein muss, dass der Ton auch bei geschlossenem Fenster zu hören ist. Allerdings sind nicht mehr die kreisrunden und wartungsintensiven Motorsirenen Stand der Technik, sondern elektronische Warnanlagen, die sich aus mehreren Fanfaren zusammensetzen, die in unterschiedliche Richtungen abstrahlen.

Mit dem Aufbau des Systems muss auch eine "Schulung" beginnen, damit jeder mit dem Tonsignal etwas anfangen kann. "Die Sirene ist nur ein Weckruf", sagt Elblinger. Detaillierte Informationen muss die Bevölkerung dann über Radio, die Warn-App "Nina" auf dem Handy oder die Internetseite der Stadt erhalten. Dort gibt es bereits jetzt eine "schlafende Seite", wie Elblinger sie nennt, die im Alarmierungsfall sofort aktiviert werden kann und sich sozusagen vor alle anderen schiebt.

(-nau)
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