Neuss Zweite Chance für Lämmchen "Krümel"

Neuss · Auf dem Kinderbauernhof wird ein kleiner Schafbock hochgepäppelt. Seine Mutter hatte ihn verstoßen.

 Der einwöchige Schafbock „Krümel“ - er gehört zur Rasse der Skudden - genießt seine regelmäßige Flasche auf dem Kinderhauernhof.

Der einwöchige Schafbock „Krümel“ - er gehört zur Rasse der Skudden - genießt seine regelmäßige Flasche auf dem Kinderhauernhof.

Foto: Berns, Lothar

Als das schwarze Lämmchen auf die Welt kommt, sind seine Überlebenschancen nicht gerade gut: Von der Mutter verstoßen, finden die Mitarbeiter das kleine Tier auf der Weide - und beschließen, es hochzupäppeln. Heute ist "Krümel", so heißt der kleine Schafbock, putzmunter, schließlich wird er jeden Tag fünf Mal gefüttert.

"Sich um ,Krümel zu kümmern, ist eine ganz tolle Aufgabe", sagt Heike Patten. Sie hat am Kinderbauernhof einen durch die Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) vermittelten "Inklusionsarbeitsplatz" und gibt dem Lämmchen, das gerade erst eine Woche alt ist, die Milchflasche.

Für Begeisterung sorgen die vielen Jungtiere der Schafsherde auch bei den großen und kleinen Besuchern - "das rührt einfach das Herz", sagt Frank Lammerz mit einem Augenzwinkern. Der 48-Jährige leitet den Kinderbauernhof, der zum städtischen Grünflächenamt gehört. Jungtiere gibt es in diesem Jahr besonders viele bei den Schafen. Zwei Rassen hält der Bauernhof: Moorschnucken und Skudden, beides alte deutsche Arten, an deren Erhalt der Neusser Hof mitwirkt. Allein 16 Lämmer zählt die Herde der Skudden, zu der auch "Krümel" gehört.

Welche Tiere sich vermehren, legen die Mitarbeiter fest - "schließlich können wir nicht unbegrenzt Tiere unterbringen", sagt Lammerz. Das ist ein Grund dafür, dass die Osterhasen" - also die Kaninchen - nicht mehr draußen auf der Wiese leben, sondern im Stall. Zwar werden die Tiere kastriert, doch wurden in den Vorjahren immer wieder fremde Kaninchen auf der Weide ausgesetzt - die sich munter vermehrten. "Die sind so schnell damit, da verlieren wir den Überblick", sagt Lammerz lachend. Die Lösung mit dem Stall hatten auch Tierschützer angeraten. Zu sehr waren die Kaninchen von den Kindern bedrängt worden, weil der Wunsch, sie zu streicheln, so groß war. "Jetzt haben sie hier ihre Ruhe", sagt Lammerz.

Plötzlich geht es im Verschlag gegenüber hoch her: Die beiden großen Weideschweine machen sich gegenseitig den Platz streitig. "Huch, sind die aber groß und laut", entfährt es einer Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter vorübergeht. Für Lammerz ist das ein erwünschter Lerneffekt, schließlich sollen die Besucher auf dem Kinderbauernhof entdecken, wie Tiere abseits von der Massentierhaltung auf Höfen leben - wenn es auch ein "Bilderbuchleben" ist, das sich dort abspielt. "Genau deswegen ist unsere Zielgruppe auch eher eine jüngere", sagt der hofleiter.

Bei Kindern bis zehn Jahren kommt der Bauernhof, der ein historisches Bild der Landwirtschaft vermittelt, besonders gut an. Sie können mit ihren Eltern und Großeltern nicht nur viele Tiere entdecken, sondern auch erfahren, wie Bauern Getreide und Gemüse anbauen. Im Wirtschaftsgarten des Kinderbauernhofs sprießen bereits die ersten Pflanzen, wagt doch die Natur nicht nur bei den Tieren, sondern auch im Grünen an diesen Frühlingstagen einen Neuanfang.

Heike Patten, die gerade noch den Tierpflegern bei der Arbeit geholfen hat, schaut unterdessen wieder auf die Uhr: Bald ist Zeit für das nächste Fläschchen auf der Schafswiese. ",Krümel? soll schließlich groß und stark werden", sagt die junge Frau lachend.

(rl)
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