Radevormwald 100 Anwohner aus Kräwinkel informieren sich

Radevormwald · Großer Andrang in der GGS Stadt: Verwaltung klärt über gültigen Bebauungsplan für das Wochenendhaus-Gebiet auf.

Radevormwald: 100 Anwohner aus Kräwinkel informieren sich
Foto: Moll Jürgen

Es geht um den Lebensmittelpunkt von etwa 180 Personen, die als Mieter oder Eigentümer teils seit Jahrzehnten in Kräwinkel leben. 100 von ihnen kamen jetzt in die Aula der GGS Stadt, um sich von der Stadtverwaltung über den weiter gültigen Bebauungsplan für das Wochenendhaus-Gebiet aufklären zu lassen. Die Bewohner müssen die Dauerwohnnutzung auf dem Areal an der Wupper-Talsperre mit 90 Wohneinheiten aufgeben. Das geht aus einer schriftlichen Information durch das zuständige Landesministerium hervor.

Mittlerweile hat die Stadt den Bewohnern sozialverträgliche Vollstreckungsaufschübe angeboten, so dass zum Beispiel Anwohner, die seit mehr als 20 Jahren auf dem Areal leben, das auch lebenslang als Hauptwohnsitz tun können - allerdings können sie ihr Häuschen nicht mehr vererben.

Zum Teil seit Jahrzehnten schwelt der Streit um Erst- oder nur Zweitwohnsitz im Freizeitgebiet Kräwinkel. Vor etwa zehn Jahren und später noch einmal hatte Düsseldorf der Stadt signalisiert, dass das Gebiet dauerhaft als Freizeitfläche an der Wupper-Talsperre ausgewiesen ist. Bewohner hatten darauf gepocht, dass ihnen die Stadt ein Wohnrecht zum Teil stillschweigend oder auch mündlich zugestanden habe. Hausverkäufer seien viele Jahre von einem Gewohnheitsrecht ausgegangen. Die Stadt argumentierte, dass es bekannt sei, dass nur ein Zweitwohnsitz möglich ist. Die neuerliche Begründung aus Düsseldorf geht ebenfalls dahin, dass planungsrechtlich in dem Freizeitgebiet kein Erstwohnsitz möglich ist. Die Einrichtung eines Wohngebietes scheitere an der überregionalen Planung. So hatte dies auch ein Richter vor dem Oberverwaltungsgericht Köln angedeutet.

Die Teilnehmer an der Infoveranstaltung hätten diese Info größtenteils verständnisvoll akzeptiert, berichtet Jörn Ferner, Leiter des Bauaufsichtsamtes. Natürlich habe es Kritik gegeben, "aber einige Leute waren auch erleichtert, endlich Klarheit zu haben", sagt er. Der Schwebezustand ohne Perspektive sei für einige Anwohner nicht schön gewesen. "Das ist ein emotional besetztes Thema", sagt Ferner. Aber die Infoveranstaltung sei sehr sachlich verlaufen - und die Stadt sichere allen Bewohnern individuelle Lösungen zu.

Die verträglichen Lösungen sind gestaffelt - je nachdem, wie lange ein Bewohner in Kräwinkel wohnt. "Mehr Sozialverträglichkeit war nicht drin", stellt Ferner klar. Insofern habe die Stadt mit Kreis und Ministerium eine gute Lösung ausgehandelt. "Und ich habe den Eindruck, dass ein Großteil der Menschen dies auch verstanden hat", sagt Ferner.

Im Oktober wird das Bauaufsichtsamt den melderechtlichen Bestand erfassen. Im November werden die Anhörungen an Personen mit Hauptwohnsitz verschickt - Frist für die Antwort: zwei Monate. Hier müssen die Anwohner eventuell nachweisen, seit wann die Wochenendhäuser zum Dauerwohnen genutzt werden.

Ab Januar 2018 verschickt das Bauaufsichtsamt die Ordnungsverfügungen, die das Dauerwohnen untersagen. Dagegen können Bewohner innerhalb eines Monats Klage beim Verwaltungsgericht erheben oder die Vollstreckungsaufschübe akzeptieren.

(RP)
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