Radevormwald 31-Jähriger randaliert und brüllt im Jobcenter

Radevormwald · Starker Tobak eines 31-jährigen Angeklagten gestern bei einem Prozess vor dem Amtsgericht Wipperfürth: "Durch die Freisprechanlage habe ich gehört, wie jemand von Hartz-IV-Gesocks sprach, das sich lieber aus Mülleimern ernähren soll", sagte er.

Er selbst saß auf der Anklagebank, weil er Mitarbeiter des Jobcenters Oberberg übel beleidigt haben soll.

Zur Eskalation kam es Anfang Juli in den Räumen an der Carl-Diem-Straße. Früh am Morgen suchte der 31-Jährige die Agentur mit seiner Mutter auf, um einen Antrag abzugeben. "Ich bin mitgekommen, um sicherzustellen, dass bestimmte Sachen schneller gehen", sagte die 57-jährige Verwaltungsangestellte.

Ein Wort gab das andere

Das zu Beginn ruhige Gespräch uferte aus, als die Sachbearbeiterin mitteilte, dass noch Kontoauszüge als Belege fehlen würden. "Nun gab ein Wort das andere", sagte die Mutter. In der Zwischenzeit war ein Mitarbeiter aus dem benachbarten Büro hinzugeeilt, da das Gespräch immer lauter geführt wurde.

Irgendwann muss der Hartz-IV-Empfänger dann völlig ausgerastet sein. Beim Verlassen des Büros schmiss er einen Türstopper über den Flur und riss Plakate und Zettel von der Wand. "Er hat gebrüllt, und wir haben es mit der Angst zu tun bekommen", sagte die Mitarbeiterin. Überhaupt, so behauptete der Angeklagte, sei der eigentliche Grund für die Eskalation am Tag zuvor zu suchen, wo er in der Angelegenheit bereits abgewiesen wurde.

So wie der Angeklagte sich zunächst vor Gericht verhielt, waren das Gericht und der Staatsanwalt geneigt, den Prozess gegen eine Geldbuße von 150 Euro einzustellen. "Das Gericht ist der raue Umgangston in dieser Behörde bekannt", sagte Armin Lührs.

Doch zur Überraschung aller — verbunden mit einem abrupten Stimmungswechsel — schlug der Angeklagte das Angebot aus. Mimte er zuvor noch den braven jungen Mann, der sich als Opfer der Behörde sah, wies er den Vorschlag zurück.

"150 Euro für eine Beleidigung ist für einen Hartz-IV-Empfänger zu viel", sagte er und forderte einen Freispruch. Es folgten eine Reihe rüder und patziger Bemerkungen. Das Gericht verurteilte den 31-Jährigen zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je zehn Euro.

"Nach den letzten Einlassungen des Angeklagten kann sich das Gericht nun gut vorstellen, wie sich der Vorfall abgespielt hat", sagte Lührs. Auf die Mutter kommt möglicherweise eine Anklage wegen Falschaussage zu. Sie hatte behauptet, von den Beleidigungen ihres Sohnes nichts mitbekommen zu haben.

(nob)
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