Radevormwald 850 Eltern bekommen Post von der Stadt

Radevormwald · Der Druckauftrag ging gestern raus: Die Stadtverwaltung lädt alle Eltern der Grundschüler und Förderschüler zu einer Infoveranstaltung zur künftigen Schulstruktur in der Sekundarstufe ein - Donnerstag, 11. Dezember, 19 Uhr, Bürgerhaus.

 Viele Plätze blieben am Montagabend unbesetzt. Das soll am 11. Dezember anders sein, wenn die Stadt zu einer Informationsveranstaltung in den großen Saal des Bürgerhauses am Schlossmacherplatz einlädt.

Viele Plätze blieben am Montagabend unbesetzt. Das soll am 11. Dezember anders sein, wenn die Stadt zu einer Informationsveranstaltung in den großen Saal des Bürgerhauses am Schlossmacherplatz einlädt.

Foto: nico hertgen

Der Aufwand ist enorm. Gestern gingen 850 Schreiben an die Eltern der Grund- und Förderschüler in Radevormwald in den Druck. Darin lädt die Stadtverwaltung die Erziehungsberechtigten zu einer Informationsveranstaltung für Donnerstag, 11. Dezember, 19 Uhr, ins Bürgerhaus ein. Dort geht es genau wie im Schulausschuss am Montagabend um die künftige Schulstruktur in der Sekundarstufe und um das Förderschulwesen. Tilman Bieber vom Planungsbüro "komplan" stellt dann erneut die drei Planungsvarianten vor und macht einen Vorschlag, um den Standort der Rader Förderschule zu erhalten.

"Ich möchte vermeiden, dass jemand aufgrund mangelnder Informationen in der Sache etwas kaputt machen kann", sagt Bürgermeister Dr. Josef Korsten und hat eigens den großen Saal im Bürgerhaus für die für jeden öffentliche Veranstaltung gebucht. "Ich hoffe, dass möglichst viele Eltern und Interessenten die Chance nutzen, sich den Vortrag des Planers anzuhören und Fragen stellen, denn sonst lohnt der ganze Aufwand nicht", sagt Korsten. Die Einladungen werden über die Schulen an die Kinder verteilt, außerdem erhalten die Schulleitungen, Schulpflegschaften und Lehrerkollegien über die jeweiligen Schulen eine Einladung.

Korsten sieht die Verwaltung in der Pflicht, möglichst umfassend im Vorfeld der politischen Entscheidung zu informieren. "Die Meinung der Eltern einholen, das muss die Politik leisten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können", sagt der Bürgermeister. Er warnt allerdings davor, zu glauben, dass die Stimmbildung einer Infoveranstaltung eine Aussage über das Wahlverhalten erlaubt. Bei Schulpolitik und Schulgestaltung ließe sich kaum ein einheitlicher Elternwille feststellen, da müsse die Politik schon Verantwortung übernehmen. Korsten bestätigt die Meinung von Matthias Fischbach-Städing, Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums, der beim Tag der offenen Tür am Freitag darum gebeten hatte, das Thema nicht zu lange zu ziehen, sonst werde es zerredet.

Bleibt abzuwarten, ob sich die Eltern für den 11. Dezember motivieren lassen. Zum Schulausschuss kamen jedenfalls nur knapp 50 Zuhörer, darunter viele Lehrer und Schulleiter, aber kaum Eltern. Tilman Bieber stellte die bereits bekannten drei Planungsvarianten für die Sekundarstufe vor - Fortführung der bisherigen Situation, Neuauflage der Sekundarschule oder Gesamtschule im Verbund mit Hückeswagen und machte keinen Hehl daraus, dass er die Gesamtschullösung empfehle. "Die Erfahrung zeigt, dass sich Eltern mit der Sekundarschule schwer tun, weil sie den Eindruck haben, sie seien Versuchskaninchen", sagte der Planer. Er habe große Zweifel, dass der zweite Anlauf klappe. Als "nachhaltigste Variante" beschrieb Bieber die Gesamtschule im Verbund mit Hückeswagen. Die Nachbarstadt wäre Hauptstandort, Rade Nebenstandort. An beiden Standorten gäbe es die Sekundarstufe I, die gymnasiale Oberstufe nur in Hückeswagen, weil Rade zusätzlich das Gymnasium behält. Konflikte sieht Bieber nicht. "Ich mache seit 30 Jahren Schulentwicklungsplanung, und Gymnasien an Standorten, an denen zusätzlich eine Gesamtschule öffnet, waren gar nicht oder nur marginal betroffen", sagte er. Schülerzahlen seien noch nie eingebrochen. Beide Standorte würden sich auf Augenhöhe begegnen. Aufgrund der demografischen Entwicklung gebe es im Land mittlerweile 50 Gesamt- oder Sekundarschulen als Teilstandorte. Kleinere Gemeinden seien nur dann überlebensfähig, wenn sie diese Entwicklung als Normalität akzeptieren. Bieber: "Es fehlen Alternativen. Mit dem Teilstandort haben sie aber jeweils dreizügige Standorte, die überlebensfähig und auf den eigenen Bedarf ausgerichtet sind und der örtlichen Grundversorgung dienen."

Einen großen Unterschied zwischen Gesamt- und Sekundarschule gebe es nicht. Die Gemeinsamkeiten beziffert Tilman Bieber auf 90 bis 95 Prozent. Die Gesamtschule habe aber aufgrund ihrer 40-jährigen Erfahrung eine hohe Akzeptanz und gelte bei Eltern als bewährtes System.

(RP)
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