Radevormwald Als in Radevormwald noch die Bahn fuhr

Radevormwald · Ehemalige Mitarbeiter der Bahnhöfe in der Bergstadt trafen sich in Bergerhof. Die Gaststätte "Bahnhof Bergerhof" war schon damals ein beliebter Versammlungsort der Eisenbahner. Die Verbundenheit ist auch 40 Jahre danach sehr groß.

 Freudiges Wiedersehen am Bahnhof Bergerhof: Die ehemaligen Mitarbeiter der Bahnhöfe schwelgten in Erinnerungen und sind der Bahn teils immer noch tief verbunden.

Freudiges Wiedersehen am Bahnhof Bergerhof: Die ehemaligen Mitarbeiter der Bahnhöfe schwelgten in Erinnerungen und sind der Bahn teils immer noch tief verbunden.

Foto: jürgen moll

Freudiges Wiedersehen feierten die ehemaligen Radevormwalder Eisenbahner. In der Gaststätte "Bahnhof Bergerhof" kamen 25 ehemalige Mitarbeiter wie bei einer großen Familienfeier zusammen. Schon zu ihrer aktiven Zeit war Bergerhof nicht nur ein Haltepunkt der heute stillgelegten Wuppertal-Bahn, sondern auch schon damals ein beliebter Versammlungsort der Eisenbahner. Diese Verbundenheit ist ihnen erhalten geblieben - obwohl die Strecke schon vor mehr als 40 Jahren stillgelegt wurde.

Jahrzehntelang tuckerte die Wuppertal-Bahn gemütlich und meist pünktlich durchs Bergische. In Radevormwald war sie bis zu ihrer Stilllegung Mitte der 1970er Jahre ein stets zuverlässiges Transportmittel zwischen Remlingrade, Kräwinklerbrücke, Dahlerau, Dahlhausen, Krebsöge und Innenstadt. Im Mai 1976 fuhr der letzte Personenzug durch Radevormwald.

Ilse Schäfer (87) erinnert sich noch gut an diese letzte Fahrt. "Ich weiß noch, dass ich mit meinem Sohn gekommen war, um den letzten Zug vorfahren zu sehen. Mein Sohn war damals sieben oder acht Jahre alt. Als der letzte Zug fuhr, weinte er." Die Seniorin hatte in der Kriegszeit 1944 bei der Bahn angefangen. "Ich war bis zu meiner ersten Schwangerschaft 1952 in der Verwaltung in der Direktion in Wuppertal tätig." Ilse Schäfer war schon immer leidenschaftliche Bahnfahrerin. Ihre längste Bahnreise unternahm sie bis nach Italien - und auch ihren Mann, Willy Schäfer, Rades letzten Bahnhofsvorsteher, lernte sie während einer Zugfahrt kennen. "Die Bahnmitarbeiter waren wie eine große Familie", erzählte die 87-Jährige. Wenn sie mit ihrem Sohn in die Stadt ging, "dann schauten wir immer beim Papa im Bahnhof noch mal rein. Alle kannten sich untereinander, es war immer eine tolle Atmosphäre."

Gemeinsame Kegelabende und Ausflüge schweißten die Bahner noch weiter zusammen. Diese Verbundenheit spüre sie auch heute noch. Die stillgelegte Strecke durch Radevormwald ist die gebürtige Wuppertalerin früher gerne gefahren. "Ich würde mir die Bahn hier gerne wieder zurückwünschen. Es war mit Abstand die schönste Strecke. Man ist nur durch die Landschaft gefahren. Es war ein toller Ausblick." Heute fährt Ilse Schäfer immer noch gerne Bahn und besucht ihre langjährige Freundin in Brühl. "Daran hat sich nichts geändert, ich fahre immer noch leidenschaftlich gerne Bahn. Es tut mir nur leid wegen den vielen Verspätungen und den Streiks. Ich habe zwar Verständnis dafür, doch früher war eine Bahnfahrt viel gemütlicher", sagte sie.

Das bestätigt auch Edmund Biekowski, der zu diesem Treffen eingeladen hatte. Zuletzt hatte er seine ehemaligen Kollegen vor acht Jahren gesehen. Der 76-Jährige war 48 Jahre bei der Bahn beschäftigt. "Früher waren die Züge um einiges zuverlässiger", sagte er. Er selbst hat nur positive Erinnerungen an seine Bahnerzeit. "Früher fuhren auch noch Dampfzüge. Es war eine schöne Zeit auf dieser Strecke."

An Bahnhofsvorsteher Joseph Assauer erinnert sich Biekowski besonders: "Der lief immer wie Napoleon mit einer Hand im Hemd umher." Vor allem freute sich der 76-Jährige immer dann, wenn er als Urlaubsvertretung nach Schwenke gerufen wurde. "Das war für mich wie ein bezahlter Sommerurlaub."

(sebu)
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