Paul Posthorn Auf ein Schwätzchen mit Donald und Angela

Radevormwald · Der Hückeswagener Heinz Pohl, der als Paul Posthorn auch im Kölner Karneval für Furore sorgt, plaudert aus dem Nähkästchen.

 Paul Posthorn, der bei der Privatisierung der Bundespost vergessene Beamte, ist mittlerweile auch auf den großen Bühnen des Kölner Karnevals zu sehen.

Paul Posthorn, der bei der Privatisierung der Bundespost vergessene Beamte, ist mittlerweile auch auf den großen Bühnen des Kölner Karnevals zu sehen.

Foto: H. Karsten (Archiv)

Hallo, Herr Posthorn. Wie isset denn so am eigenen Postschalter?

Posthorn Was soll man in solchen Zeiten sagen? Hoffnungslos, aber nicht ernst!

Heute schon mit der Merkel oder Steinmeier telefoniert?

Posthorn Sicherlich! Steinmeier heute Morgen noch angerufen und zum neuen Job im Schloss Bällewüh gratuliert. Er hat gesagt, ich sollte nicht gratulieren. Er hätte lieber weiter richtig Politik gemacht. Ich hab' ihm gesagt, er wäre eigentlich zu schlau für den Job, und wir bräuchten hier auch 'nen Präsidenten wie die Amerikaner: Millionär mit großer Klappe, getunte First Lady und 'ne blondierte Kackfrisur. Er kannte meinen Kandidaten aber nicht: Rooobääärt!

Sie sind ja sehr kommunikativ und alles andere als ängstlich vor großen Tieren. Dann haben Sie doch schon bestimmt schon Kontakt mit dem Jecken da auf der anderen Seite des Großen Teichs aufgenommen.

Posthorn Selbstverständlich! Mein Freund Donald ruft täglich an, wenn er was wissen will. Gestern hab' ich ihm gesagt, dass das Land neben den USA nicht USB heißt.

Wie ist denn der "amerikanische Donald Duck", wie ihn die Hückeswagener Plattkaller bezeichnen?

Posthorn Toller Typ. Der einzige Präsident bislang, der seine Frisur selber geschossen hat. Er brauchte neulich Hilfe beim Ausfüllen eines außenpolitischen Fragebogens. Da ist allerdings noch Luft nach oben. Bei der Frage, "nennen Sie zehn Tiere in Afrika", hat er geschrieben sechs Elefanten und vier Giraffen.

Welche Promis haben Sie denn sonst noch im Repertoire, die sich bei ihnen in der letzten Handvermittlung der Deutschen Post verirren?

Posthoren Der Reiner Calmund. Hat jetzt immer Probleme, wenn er Termine in Köln hat. Aber was willste machen - die Leverkusener Brücke ist zurzeit auf 3,5 Tonnen beschränkt.

Mal weg von den Prominenten dieser Welt und hin zum Reellen: Sie bzw. Ihr Alter Ego Heinz Pohl haben ja auf der Hückeswagener Kolping-Bühne begonnen. Jetzt treten Sie in den heiligen Hallen des kölschen Karnevals auf. Was ist da der Unterschied?

Posthorn Keiner! Politik und Lokalpolitik gemischt mit grobem Unfug und Blödsinn kommen in Köln genauso an wie in Hückeswagen.

Haben Sie so etwas wie eine Lieblingslocation, wo Sie Ihre Handvermittlung aufstellen?

Posthorn Kolpinghaus Hückeswagen am Karnevalssonntag.

Was ist daran das Besondere?

Posthorn Da hat mich mein Vater mit elf Jahren 1980 zum ersten Mal hingestellt. "Alaaf, Helau, Hipp Hipp, Hurra - die Doofe Nuss ist wieder da!" Seitdem bin ich jedes Jahr aufgetreten. Noch kein Jahr verpasst. Fürs eigene Publikum gibt's immer 'ne eigene Hückeswagener Rede. Da sitz ich gerade dran. Für Paul Posthorn gilt: Keine anderen Termine an diesem Tag. Hat schon einige Absagen gegeben.

Wer feiert besser Karneval: die Rheinländer oder die Bergischen?

Posthorn Da gibt es keinen großen Unterschied. Aber ich habe den Eindruck, dass im Bergischen die Leute einem Redner genauer zuhören. In Köln wollen viele im Saal feiern und Musik hören, da wird die "Rednerpause" auch gerne mal für ein Kölsch an der Theke im Foyer genutzt.

Wie sind Sie von den anderen Halbprofi- und Profijecken aufgenommen worden, die mitunter schon seit Jahrzehnten in Köln und Umgebung für Stimmung in den Sälen sorgen?

Posthorn Toll! Mit dem "Knubbelisch" hab' ich schon mal 'nen netten Uniformvergleich durchgeführt. Er hat aber auch mal bei verschiedenen Fragen telefonisch geholfen. Das tollste Erlebnis war ein Treffen mit dem "Weltenbummler" Gerd Rück. Wir kannten uns vorher nicht, und er rief aus: "Da ist ja mein Posthörnchen!" Toller Typ, und wir hatten sogar 'ne halbe Stunde Zeit für ein Kölsch und ein paar Tipps.

Gibt es da einen Lieblingskollegen?

Posthorn Nein, die meisten sind echt nett! Manche sind... na sagen wir's so, eifrig beim Umarbeiten Posthornscher Gags für die eigene Rede. Solche lernt man auch kennen.

Sind eventuell schon Freundschaften entstanden?

Posthorn Nette Bekanntschaften - Freundschaften dauern immer etwas länger. Aber der "Schofför der Kanzlerin" (Jens Singer) ist ein echt netter Kollege. Er wohnt in Berlin (hoher Beamter in der Regierung), ist aber so jeck, dass er an jedem Wochenende per Flieger anreist und in Köln und Umgebung auftritt. Haben uns jetzt noch - abseits vom Karneval - auf ein Bier getroffen.

Wie sieht denn ein ganz normaler Paul-Posthorn-Arbeitstag aus?

Posthorn Meistens abends oder am Wochenende wird der alte Kangoo meiner Frau mit den Requisiten gepackt, das Navi eingebaut und los. Ein, zwei oder drei Termine und dann nach Hause. Meine Frau hilft mir dann beim Ausladen. Sie hört aber nach dem Scheck oder dem Umschlag mit der Gage auf mit dem Ausladen.

Und was sagt Ihre Familie dazu, wenn Sie mal wieder mit der großen weiten Welt herumschwadronieren?

Posthorn Meine Frau: "Besser abends unterwegs als vor dem Fernseher schlafen." Und meine Tochter (9) hat letztes Jahr gesagt: "Mama, lass ihn doch, wenn er damit Geld verdient und Spaß hat."

Sie sind ja nun in der Riege der deutschen Prominenten auf dem aufsteigenden Ast. Bald dürften Sie die berühmt-berüchtigten Stufe des C-Promis erreicht haben. Erwarten Sie jetzt den Anruf von RTL, Sie in den australischen Dschungel zu schicken?

Posthorn Ich hatte darüber nachgedacht, muss aber nicht sein. Ich hab gerade nach dem Winter meinen Garten gesehen - Dschungel und Arbeit genug. Jecke Grüße und Heukeshowwen Alaaf!

STEPHAN BÜLLESBACH STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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