Radevormwald Auslaufende Hauptschule startet mit einem Lehrerüberhang

Radevormwald · Die Planung des Unterrichtes wird immer schwieriger. Das Personal wird knapper. 2018 feiert die Schule ihr 50-jähriges Bestehen.

 Benjamin Thiemann in den neuen Räumen der Hauptschule.

Benjamin Thiemann in den neuen Räumen der Hauptschule.

Foto: moll

Wenn heute auch an der Hauptschule wieder der Unterricht beginnt, liegt jede Menge Organisationsarbeit hinter Schulleiter Frank Funke. Die auslaufende Schule geht mit nur noch vier Klassen ins vorletzte Schuljahr: zwei neunte Klassen und zwei zehnte Klassen mit 85 Schülern, die in einem eigenen Trakt im ersten Obergeschoss - dort, wo früher VHS und Musikschule ihre Räume hatten - unterrichtet werden. Diese Räume wurden bis zuletzt hergerichtet.

"Von der Organisation wird es langsam schwieriger", sagt Funke. Der 53-Jährige muss mittelfristig mit weniger Kollegen planen, dadurch gibt es Fächer, die er personell nicht mehr abdecken kann. "Ohne Abordnungen von der Sekundarschule könnten wir Mathe und Physik nicht mehr unterrichten", sagt er. Da werde eine enge Zusammenarbeit immer wichtiger, um mit weniger Ressourcen das Beste zu schaffen. "Das ist eine Kunst", sagt Funke. Im letzten Schuljahr sei der Spagat gut gelungen: Ein Viertel der Zehntklässler habe die Qualifikation fürs Gymnasium geschafft, die Hälfte den Realschulabschluss, alle anderen den Hauptschulabschluss. Zurzeit kann Funke noch mit einem Lehrerüberhang arbeiten. Das liegt daran, weil die Hauptschule viele Migrantenkinder aufgenommen hat und diese bestmöglich gefördert werden sollen - gerade im sprachlichen Bereich. "In den Klassen haben wir mindestens einen Hauptlehrer und zusätzlich eine Kraft für besondere Sprachprobleme, die individuell helfen soll", erklärt Funke. Große Herausforderung: In den neunten Klassen sind 30 bis 50 Prozent der Schüler erst in den vergangenen zwei Jahren an die Schule gekommen. "Wir können sie komplett beschulen, und die Schüler sind auch alle im Regelunterricht angekommen, aber es ist eine riesige Aufgabe für uns, für diese Schüler eine Perspektive zu entwickeln mit Blick auf ihren Abschluss", sagt Funke. So hätten zwei syrische Mädchen sehr engagiert gearbeitet und würden nun auf eine Gymnasialempfehlung hoffen. "Da haben unsere Förderkonzepte gut gegriffen", meint Funke.

 Frank Funke ist stolz auf die Arbeit an seiner Schule.

Frank Funke ist stolz auf die Arbeit an seiner Schule.

Foto: joachim rüttgen

Ein wichtiger Termin für 2018 steht schon fest: Am 8. September, also zu Beginn des letzten Schuljahres, feiert die Schule ihr 50-jähriges Bestehen. "Offiziell laufen wir zum 31. Juli 2019 aus", sagt Funke. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Viele Kollegen hätten sich bereits intensiv an der Sekundarschule eingesetzt, seien dorthin abgeordnet oder hätten Versetzungsanträge gestellt. "Positiv ist, dass es weitergeht und wir die Sekundarschule als neue Schulform begrüßen", sagt Funke. Aber der Ablauf der Dinge sei vorgegeben, eine Mitbestimmung nicht möglich gewesen. "Wir sind stolz auf unsere Arbeit, gerade mit Blick auf die intensive Zusammenarbeit mit Industrie und Handwerk", sagt er. Er sei seit 20 Jahren an der Hauptschule und glaube, dass man einen guten Job erledigt habe. Auch Problemschüler habe man zur Ausbildungsreife geführt. "Unsere Hauptschule hatte immer einen guten Ruf", sagt Funke, der ausgebildeter Gymnasiallehrer ist, aber nie wechseln wollte. Die Rückmeldungen der Schüler seien ihm immer wichtig gewesen. "Wenn da einer mit dem Meisterbrief vor einem steht oder anfängt zu studieren und das stolz berichtet, ist das richtig klasse", sagt Funke.

(RP)
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